Malcolm McLaren – Fans
Der einzige, akzeptable Scharlatan der Gegenwart hat die Ghetto-Tänze aus Soweto und der Bronx hinter sich gelassen, ebenso die lustigen Hillbilly-Fiedler und Square-Tänzer aus den Bergen der Appalachen in Tennessee. Nach seinem urbanen Folk-Album DUCK ROCK (1983) hat sich der Meister im Plündern von Stilen nun der europäischen Kunst/ Kultur zugewandt – der Oper.
Die Quellen für diesen neuen Coup d Esprit aus dem Kopf McLarens sind die Puccmi-Opern „Madam Butterfly“, „Turandot“ und „Gianni Schicchi“ sowie Bizets „Carmen“. Auf den sechs Titeln verarbeitet McLaren seine persönlichen Inspirationen und beweist einmal mehr, daß er die Hohe Kunst des (Stil-)Plünderns grandios beherrscht.
FANS ist eine überzeugende Fusion aus der Oper, Vokal-Stile und Electro-Sound-Rhythmen. Der elektrifizierte Sound-Teppich, auf dem sich ein echter Tenor (Michael Austin), ein echter Sopran (Betty Ann White) und eine echte Soulstimme (Angie B) ausbreiten, pumpt unaufhörlich tanzbare Rhythmus-Schläge ins Ohr.
McLaren selbst beschränkt sich auf kurze, gesprochene Vokal-Einlagen: nur bei der Puccini-Adaption „Boys Chorus“ rappt er ausführlich und autobiographisch über die eigene, rebellische Kindheit.
Bizets „Carmen“ wird rasant als Hip-Hop-Oper interpretiert – mit souligem Gesang der Angie B. Das bereits als Single erschienene „Madam Butterfly“ (eine bewegende Geschichte über eine unsterbliche Liebe zwischen einem japanischen Mädchen und einem westlichen Liebhaber) verbindet perfekt und gefühlig die Schatten der Vergangenheit (Oper) mit der modernen Studio-Technik.
FANS, das ist kein kunterbuntes Bühnenspektakel. FANS ist gekonnt bearbeitet/adoptierte Opern-Tradition mit urbanen/dramatischen Visionen, made by Malcolm McLaren – von wem sonst!
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