Marianne Faithfull – Vagabond Ways

Sag mir, wo die Frauen sind! Jedes Girlie, das weiß, wo bei einer Akustikgitarre vorne ist, belästigt unsereinen mit ihren Tagebuchnotizen. Bloß gut, daß es Joni Mitchell gibt und Patti Smith, Emmylou Harris und Mary Coughlan, die wissen, was Leben und Sterben, Liebe und Leid, Freude und Schmerz wirklich bedeuten. Und Marianne Faithfull, die ihr neues Album mit den Zeilen eröffnet: „I drink and I take drugs, I love sex and I move around a lot. I had my first baby at fourteen and, yes, I guess I do have vagabond ways.“ VAGABOND WAYS also: Nach den Brecht/Weill-Interpretationen auf 20TH CENTURY BLUES (1996) und SEVEN DEADLY SINS (1998) führt der Weg der Vagabundin zurück auf den Pop-Pfad, sofern man diese blutenden Elegien zwischen Kurt Weill, Tom Waits und Jacques Brel – so nennen mag. Mit dem semi-autobiographischen Opener beginnt ein herzzerreißender Liedzyklus, zu dem ein unveröffentlichtes Stück von Roger Waters (!) von 1968 ebenso gehört wie Leonard Cohens „Tower Of Song“ und das berückende „For Wanting You“ von Elton John und Bernie Taupin. Soviel erlebt und so wenig bereut. Eine Frau erzählt. Brüchig die Stimme, doch ungebrochen. Am Ende: „After The Ceasefire“, ein Lied von Liebe und Krieg. Ein leises Lächeln. In Würde. Vorhang.