Maritime – Heresy And The Hotel Choir

Dies ist eine wohltuende Platte. Allerdings keine von denen, die man zur Untermalung des klärenden Gesprächs mit dem Freund/der Freundin vormerken darf. Vielmehr sollte man sie im unmittelbaren Anschluss an den guten Ausgang der Krise auflegen. Am besten hebt man sich dann die ersten beiden Tracks für den Schluss auf und startet gleich mit dem wundersam euphorischen „For Science Fiction“. Maritime sind auf ihrem dritten Album vor allem eines: groß-nicht gewaltig, aber groß. An allen Ecken und Enden finden sich Ideen, auf denen weniger talentierte Musiker ihre ganze armselige Karriere basieren könnten. Davey von Bohlen zieht einem mit seinem warmen Gesang nach wie vor die Gänsehaut drüber, und wenn „Are We Renegade“ diese Band nicht endgültig aus ihrem Underground-Status auf die Schirme aller Indieheads hievt, dann sollte Fredl Fesl mit seiner eiskalten Einschätzung „D’Welt hat an Vogel“ doch noch Recht behalten. So weit darf es aber nicht kommen! Daher konsumieren! Man kriegt schließlich auch was dafür: „First Night On Earth“zum Beispiel, das die immer noch klaffende Wunde, die Radiohead mit „Street Spirit (Fade Out)“ in unsere Seelen gerissen haben, wieder heile macht. Oder „Pearl“, das so viele Beach Boys gefressen hat, dass sich allein beim Hören die Schuhe mit Sand füllen. Bands, deren Gitarrist Chicken heißt, dürfen natürlich bereits ungehört gemocht werden. Diese präventive Gunst wird durch die Abhöre dieser Platte nicht nur bestätigt, sondern auch kräftig erhöht.

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