Marques Toliver

Land Of CanAan

Bella Union/Coop/Universal

Soul-Barock: Der Sänger und Violinist lässt seine Songs in fein austarierten Streicherarrangements aufleuchten.

Da will noch schnell eine „Popstar im Anflug“-Geschichte ausgebrütet werden: Marques Frank-Juan Toliver hat klassische Violine studiert und jahrelang als Straßenmusiker rumgemacht. Der in Florida geborene und in London lebende Sänger erfuhr sodann eine wunderbare Werbekampagne durch Pop­sirene Adele, die sich obsessiv mit seiner Musik beschäftigt und dies gebührend kundtat. Der 26-Jährige hat schon mit Grizzly Bear, TV On The Radio und Bat For Lashes gespielt und begleitete James Blake auf dessen Europatour. Wir werden nicht mehr lange auf die erste ­Yellow-Press-Story vom „Violinenwunder aus den U-Bahnschächten“ warten müssen. Davor aber steht LAND OF CANAAN, das hochintensive Debüt eines Songwriters, der klassische Soul-Tugenden mit dem feierlichen Gestus eines Barock-Künstlers verbindet. Tolivers Stimme kurvt prächtig durch opulent ausgestattete Streicherräume und nimmt im Handumdrehen die Harmonien mit, die wir von den Großen des Genres kennen. Mit Tolivers Album blättern wir das Geschichtsbuch des Soul auf und lauschen doch einem Sänger, dessen Flehen und Barmen zwischen all den Arpeggien und Pizzicati neue Orte auf der Landkarte des Pop besetzt ­– bis zum Gospel-Finale „Find Your Way Back“.