Mathilde Santing – Walter und the bridge
Daß eine LP mit neuem Material (Ideen, Kompositionen) aufwarten sollte und nicht nur den vorhandenen Stil und Sound mehr oder weniger abwandelt, ist ein Anspruch, dem sich die Popmusik im alltäglichen Gebrauch gewöhnlich nicht stellt. Mathilde Santing produziert nicht munter drauflos, um auf dem Markt präsent zu sein. So kann sie mit ihrer Musik wachsen – von den eigenwilligen Cover-Versionen der Vergangenheit zu maßgeschneiderten Songs, die ihr nun Freund und Mitproduzent Dennis Duchart geschrieben hat. Jede Menge Liebe wurde investiert in die sieben Titel dieser Mini-LP – kein Wunder, daß sie einem schnell ans Herz wächst.
Vier der Kompositionen sind so bemerkenswert, daß musikschreibende Kollegen beim Zuhören um die Nase blaß werden müßten. „Too Much“: Mathilde Santing, persönlich, warm und innig wie kaum zuvor. Von sanft perlenden Harfen-Achteln läßt sie sich tragen, souverän die pseudoklassische und die Kitsch-Klippe meidend. Zerbrechliche Harmonie auch bei „Turn Your Heart“: verlorene Baßtupfer. Dur-Einbrüche in die unaufdringliche Melancholie (auf dieser Platte gibt es kaum konsequent durchgehaltenes Moll). Im Refrain dann ein harmloser Abrutscher in banalen Wohlklang. Ohne Wehmut synkopiert: „Maggie & Milly & Molly & May.“
Der Titelsong „Water Under The Bridge“ ist nicht so rund geraten. Stop and go: Die Bossa-Ballade zerfällt, wenn auch nicht ohne Reiz. Milder Jazz à la Janis Ian („Sweet Nothings“) und ein nur kleine Wellen aufwirbelnder „Boat Trip“ fallen schlicht und nett aus. ohne gleich ergreifend zu sein. Aber das ist auch so ein Anspruch, den außer Mathilde Santing so schnell niemand weckt.
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