Maxis
Preisfrage: Wie viele Jacksons gibt es? Five or six oder gar mehr? Oder wachsen welche nach? Oder hat Stammvater Joseph J. Ersatzsprößlinge in der Hinterhand? Für Janet Jackson sicher nicht. Schon eher — wenn überhaupt — für LaToya. Aber Janet … Da gibt es Hausfrauen-Groove, platte Anbiederung auf der einen — und Janet Jacksons „What Have You Done For Me Lately“‚ (A&M) auf der anderen Seite. Kennzeichen: Sparsamkeit im Arrangement, sparsame Blaser- und Vokaleinsätze, disziplinierter Rhythmus, alles von überzeugender Simplizität und dennoch mondänem Schliff. Prince und „Kiss“ (WEA) fällt einem da ein. Er hat, was die Jackson nicht hat und auch nicht haben soll: die androgyne Fieberhaftigkeit und Zerbrechlichkeit. Janet J. ist kategorisch, Prince mimosenhaft wie degenerierter Adel. Janet: (5), Prince: (6)
Seine Durchlaucht unterhält einen luxuriösen Rennstall, wo unter anderem auch Mazarati mit „Players Ball'“ (Paisley Park) ein Unterkommen gefunden haben. Parallelen liefen bereits das Cover: Prince-Klamotten, Prince-Frisuren, Prince-Posen. Prima, wenn auch etwas zu gewollt.
So auch die Musik. Man orientiert sich nicht an Prince. sondern präsentiert, was man auf einem Fortbildungskursus in Sachen Paisley-Psychedelia gelernt hat. Bleibt nur die bestechende Produktion und die Wahrscheinlichkeit eines kommerziellen Erfolgs. (2)
Mit „Living For The City“ (Megatone) hat Sylvester Feiertagsmusik geliefert. Letztes Jahr um Weihnachten aufgenommen, hegt für die späten Ostertage nun der passende Auferstehungs-Soundtrack vor: eine Mixtur aus altem Gospel und zeitgemäßem Soul. Chorus und Vorsänger liefern ein Feuerwerk, das seinesgleichen sucht. Handclapping, Jubel, leidenschaftliche Backing-Vokalistinnen sorgen für Hochspannung. Als Highlight setzt schließlich in die Halleluja-Stimmung ein temperamentvolles Boogie-Klavier ein. (6)
Vergnüglich stimmt die Auskopplung aus dem letztjährig erschienen Album WILD CHILD von E. G. Daily. Auf „Say It, Say lt“ (A&M) steigt die Göre mit Baby Doll-Gekrächze ins heißumkämpfte Madonna-Epigonen-Geschäft ein. Konkurrenz machen ihr Alisha („Baby Talk’VVanguard) und Nicole („Don’t You Want My Love“‚ CBS). Die drei Herzchen setzen jeder Teen-Party frisch erstrahlende Glanzlichter auf —- und eine Teen-Party ist mitunter das beste, was ein notorischer Verdrossenheits-Apostel besuchen kann. Alle: (3)
Mildred Scott hebt mit „Prisoner Of Love“ eine Disconummer in Reinkultur aus der Taufe. Percussion als Intro. Klatsch-Einschübe, dann die wohltemperierte Stimme, begleitet von einem lässigen Baß. Rhythmusgitarre. Bläser. Keyboards fahren auf — und endlich der Eröffnungs-Hochruf der Backingvocals. Zugegeben, der Spannungsaufbau ist nicht revolutionär, aber seine Wirkung ist immer aufs neue betörend. Vitale, geradlinige Musik von unbezwingbarem Charme, die Stimmung wie Tanzbein gleichermaßen hebt. Sorge dafür trugen die Studio-Cracks Bruce Nazarian und Duane Bradley. Sie schrieben, arrangierten und produzierten. Allerfeinste Tanzfläche. (5)
Noise wanted Eddy. Eddy was just ready… Duane Eddy spielte in den 60ern Kompositionen wie „Rebel Rouser“, eine altbekannte Cowboy-Reit-Romanze, oder „Last Date“, Titelmusik zu „Musik zum Träumen“ auf Ö 3. Das von Trevor Horn verwirklichte, inzwischen ohne ihn lebende Gedankenbild namens Art Of Noise hätte vor 20 Jahren wohl ähnliche Instrumentalmusik veröffentlicht. Also spielt Eddy bei den Aufnahmen zu „Peter Gunn“ (Chrysalis) den instrumentalen Solopart. Die Komposition stammt von Henry Mancini, der wie keiner (vielleicht außer E. Morricone) mit Musik Comics zu erzählen vermag. The Art Of Noise zeigen Respekt vor Leitbildern: Eddys Klampfe darf wie damals klingen, auch Peter Gunn ist ohne Blessuren davongekommen -— keine Radikal-, sondern dezente Verjüngungskur (5)
Der New Jazz blüht. Nicht zuletzt durch die Hilfestellung einiger Veteranen. So hat der kuriose Slim Gaillard ein Faible für die Chevalier Brothers entwickelt und leistete Beistand für ihre Live-LP. Auf „Baby You’re Something Else“ (Disques Cheval), einer Mini-LP mit drei Titeln, spielen die Brüder forschen, feschen, federnden Jive in der Tradition von Count Basie, Cab Callowav oder Lionel Hampton. (4)
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