Melomane – Solresol

Wieder was gelernt: solresol, klärt das Info-Blatt der Plattenfirma auf, ist eine Musiksprache, die „im 19. Jahrhundert vom Franzosen Jean Francois Sudre entwickelt wurde. Demnach lässt sich alles, was es so zu sogen gibt, auch in Tönen ausdrücken.“ Geahnt haben wir es immer, auch ohne Monsieur Sudre. Damit jetzt keine Missverständnisse auftauchen: Das zweite Album der New Yorker Melomane ist keine Artsy-Fartsy-Nummer frankophiler Ostküsten-Eggheads, oder anders ausgedrückt: Der theoretische Überbau macht sich nicht bemerkbar, solresol ist in allererster Linie unglaublich melodische und sehr geschmackvoll inszenierte Popmusik, bei der dezente Bläser und ein einsames Cello das konventionelle Line-up ergänzen. Wie schon beim Debüt resolvo gelingt es der Band, wundersüße Melodien, die dem Easy Listening mitunter nicht gänzlich entfremdet sind, in

einer Manier zu präsentieren, die bar aller Seichtigkeiten ist. Melomane sind Ästheten, keine Frage, allerdings welche, die bei der schwierigen Gratwanderung zwischen Gefälligkeit und Anbiederung niemals ins Trudeln kommen. Keiner der Songs säuselt einem ins Ohr, man möge ihn furchtbar lieb haben, denn: Keiner der Songs hat es nötig. Und wenn Melomane bei „Far Out“ überraschend heftig zur Sache gehen, klingt das nicht aufgesetzt, sondern passt sich organisch ins Gesamtkonzept ein. Lediglich „The Cruise“ kann den hohen Standard nicht ganz halten, aber elf hervorragende Songs ziehen einen mittelguten einfach mit.