Michael Rother – Lust

Rother hat sich und seine Musik neu gestylt; er ist jetzt ein heißer Tip für alte Rheingold- und Mike Oldfield-Freunde. Die sechs Stücke von LUST gründen auf simplen Melodien, die mit der „Fairlight“ -Elektromk glanzvoll ausstaffiert werden. Verpackungskunst wie im Kaufhaus: um ein unbedeutendes Nichts eine große, bunte Schachtel.

Der erste Song. „Palmengarten“, kann durchaus noch gefallen. Die aufsteigende, von der Gitarre gespielte Melodiesequenz hat etwas Echtes, das mit Sehnsucht zu tun hat und geheimnisvoll klingt. Drumherum steckt aber auch hier schon die elektronische Füllmasse.

Die übrigen Titel sind zu glatt, zu gekünstelt, schmecken zu sehr nach dem faden Schaum von Negerküssen. Auch die Melodien bringens nicht, diese lieblichen Ton-Bächlein, in denen man immer wieder den Rother der FLAMMENDEN HERZEN erkennt. Er ist ein romantischer Mensch. In dem Song „Primadonna“ hat er die verträumte Melodie in hymnische Wogen gebettet: Und wir schreiten Hand in Hand zum Traualtar.

FLAMMENDE HERZEN war schlicht schön; das war Romantik, einfach und vergleichsweise unpathetisch. Diesmal hat Rother seine Träume in den Schaltkreisen des Fairlight aufgeblasen zu Schaustükken der Eitelkeit. Mit mehr Dynamik und mehr Vielfalt in den Arrangements wäre er ein Anwärter für die Hitparaden.