Michelle Williams – Heart To Yours

„Warum müssen die alle Soloplatten machen?“, winklert es durch den Raum. Ist doch klar, weil diese Destiny’s-Spice-Girls in ihrer schier unermüdlichen Kreativität auch außerhalb des jeweiligen Bandkontextes künstlerische Duftmarken setzen müssen. Jawoll: müssen. Ein Künstler kann einfach nicht anders. Er folgt einem Zwang. Er muss seiner Schöpfungskraft Ausdruck verleihen, egal ob in seiner Destinys-Spice-Band oder als Solist. Oder ist es doch deshalb, weil eine immer tiefer in die roten Zahlen sinkende Musikindustrie die wenigen Kühe, die noch richtig viel Milch geben, so lange melkt, bis der Euter wund wird? Jetzt hat also Michelle Williams von Destinys Child – eine ganz besondere Preiskuh im Stall von Sony Music – ihre Soloplatte draußen, und die anderen beiden werden sicher auch bald nachziehen. HEART TO YOURS soll ein Gospelalbum sein, was ja per se nichts Schlechtes ist. Allein die den Herrn lobpreisenden Botschaften sind hier in einschläfernde R ’n‘ B-Arrangements (Ausnahme: das charmante „Gospel Medley“ der kompletten Destinys Child-Besetzung) gehüllt, die man spätestens seit der Band von Frau Williams, die ihrer Musik immer das richtige Maß an Schmackes mitzugeben weiß, hinter sich wähnte. Vielleicht funktioniert HEART TO YOURS ja als Untermalung für zwischenmenschliche Interaktionen auf dem Bärenfell vor dem offenen Kamin. Nee, irgendwie auch nicht.

www.michellewilliamsonline.com