Im 18. Jahrhundert waren die Tafelmusiken prachtvolles Klang-Decors zu den dekadenten Tellergerichten, die sich nicht nur der Sonnenkönig in Versailles gönnte. Und wenn auch 200 Jahre später die Fest-Banketts im Kanzleramt oder im Schloß Bellevue an kulinarischen Ergüssen nichts zu wünschen übrig lassen, so würde aber doch keiner beispielsweise Karlheinz Stockhausen mit einer „Saumagen Suite“ beauftragen. Die von Ex-Faith No More-Frontman Mike Patton komponierte „musica da tavola per cinque“ ist demzufolge auch keine besinnliche Untermalung. Die Vorlage zu Pattons Komposition bildete schließlich das skurrile Kochbuch „Die futuristische Küche“ von Marinetti und Fillia aus den 20er Jahren, das mit so extravaganten Rezepten aufwartete wie „Kandierte atmosphärische Elektrizität“ oder „Handgranaten“, bei denen Nougat-Kugeln in ein Riesen-Steak eingeschlagen und mit Muskat-Wein beträufelt wurden. Schräge Gerichte, die zu den schrägen Geräuschen des Italieners Luigi Russolo paßten. Patton nimmt mit u.a. John Zorn und Marc Ribot nun elf Anleitungen zum alternativen Schlemmen auf (alle sind nachzukochen), um an diese eruptivobskure Hör-Noten zu legen: von der Collage aus Topfschlagen und tosendem Free-Style über Hummer-Knacken bis zum Ambient-Dampf. Ein schwerverdaulicher, aber reinigender Abgesang auf Fast Food & Easy Listening.