Miles Davis :: The Miles Davis Story

125 Minuten Laufzeit sind für einen Dokumentarfilm eine Menge Holz – einerseits. In knapp über zwei Stunden ein stimmiges Porträt eines Musikers zu zeichnen, der in sage und schreibe vier zentralen Stilepochen des Jazz (Cool Jazz, Hardbop, im modalen Jazz und schließlich im Jazzrock) entscheidende Impulse setzte, zum Starthelfer unzähliger großer Jazzkarrieren und darüber hinaus durch eine allgemein stolze Lebenshaltung zu einer Symbolfigur für Menschen dunkler Hautfarbe rund um den Globus wurde, stellt andererseits dann doch wieder eine Herausforderung dar. Vor allem, wenn man es wie im Fall von Miles Davis mit einem Protagonisten zu tun hat, bei dem sich zu immensem Talent, Ehrgeiz und Stilbewusstsein auch reichlich dunkle Seiten gesellen. Davis‘ cholerisches Temperament, seine zum Teil jahrelangen Drogenabstürze, das wiederholte Scheitern als Ehemann und Familienvater – all das unterschlägt Produzent/Autor Mike Dibbs in seiner ursprünglich für den britischen Fernsehsender Channel Four gedrehten Documentary nicht, richtet das Hauptaugenmerk aber zu Recht auf die künstlerische Entwicklung des einflussreichsten Jazzmusikers der letzten fünfzig Jahre. In den zahlreichen Interviewsequenzen kommen Familienmitglieder und Ex-Partnerinnen von Davis zu Wort, vor allem aber reichlich Jazzprominenz von Jimmy Cobb bis Joe Zawinul, darunter auch Miles‘ vielleicht kundigster Biograph, der britische Trompeter Ian Carr. Angesichts der Fülle der zu bewältigenden Aspekte ist es unvermeidlich, dass die Musik selbst ein wenig kurz kommt. Zwar hat Dibbs rares Filmmaterial auch aus den frühen Karrierephasen des „Picasso des Jazz“ aufgetrieben, kann es aber eben immer nur kurz anspielen, genauso wie die Musik aus dem Off. So lässt The Miles Davis Story den Betrachter zwangsläufig hungrig nach mehr Live-Material zurück. Dass die Bonus-Features (ein kurzer biografischer Aufsatz und eine eher kursorisch kommentierte Diskographie) ziemlich mager ausgefallen sind, fällt angesichts der Informationsdichte dieses Films dagegen nicht sonderlich ins Gewicht. www.miles-davis.com dvds