Miles – The Day I Vanished

Sieh da. Gelungene Popmusik kann auch aus Würzburg kommen. Jedenfalls sind die vier Bürschlein, die sich da Miles nennen, reizender Melodien machtig, erfinden Songs mit Schmelzfaktor 10 und können sich auch textlich hübsches Zeug einfallen lassen: Nehmt „l’m An Astronaut Without A Cause“ als Beispiel, ein Song mit dezenter Melancholie und der unaufdringlichen Bitterkeit eines Löffelchens Bohnenkaffee. Ansonsten herrscht Süßigkeit vor, kompakt wie ein Schokoriegel. Sänger Tobias Kuhn singt glöckchenhell wie ein Ministrant, dem der Talar abhanden und die Pubertät dazwischenkam, die Songs flutschen in exakter Schlichtheit dahin. Was will man mehr? Die Frage ist nun die, ob es nach dem Britpop auch den Frankenpop geben soll, wird und muß? Immerhin haben Vorreiter wie Throw That Beat und Shiny Gnomes schon mal vorgebohrt. Miles aber dürfen mit THE DAY I VANISHED durchaus in die Charts, weil sie so satt klingen und ähnlich fantasievoll zu Werke gehen wie, sagen wir mal, Kula Shaker. Nur halt nicht so abgebrüht. Das können denn doch nur die Briten.