Milky Chance

Blossom

Vertigo/Universal

United Elektrofolkies und fleißige ­Housebienchen: Was passiert eigent­lich, wenn wir mehr als ein paar Klackerbeats ins Feuer werfen?

Die beiden Schulfreunde und subversiven Welteroberer Clemens Rehbein und Philipp Dausch aus Kassel schreiben keine großen Songs, das dürften selbst die glühenden Fans ihres überraschungserfolgreichen Debüts SAD­NECESSARY (2013) zugeben. Aus Überzeugung, Genügsamkeit oder mangels Talent belassen sie es bei kleinen, seidenschalweichen Akkordfolgen auf der raus ans Lagerfeuer verschleppten ­E-Gitarre, ins Ohr und in die Erinnerung getragen von Rehbeins unverwechselbarer Stimme, die klingt, als könnte man von zu viel Sehnsucht heiser werden. Beats? Ja, haben sie auch. Der internationale Hit „Stolen Dance“ brachte diese Formel der penetrierten Beiläufigkeit zur Perfektion.

Ein ganzes Album aber, also wenigstens das zweite, so schallen die Alten, verlange doch nach mehr, nach Spannungsbögen, Abwechslung, Dramaturgie. Deshalb wurde Milky ­Chance nun der vielgebuchte Songschreiber, Arrangeur und Produzent Tobias Kuhn (ex-Miles, Monta) zur Seite gestellt, der zum Beispiel den Toten Hosen, Thees Uhlmann und Clueso schon satte Treffer bescherte. Jetzt lockt er tatsächlich auch die immer etwas bekifft wirkende ­Katze Milky Chance – nein, kein Wort von „Katzenmusik“, es geht hier nur ums Bild – aus ihrem Körbchen. Wankelmütig, aber erstaunlich munter streift sie auf BLOSSOM umher, schmust hier mit Jack Johnson, dort mit The xx und unter internationalem Backpacker-Beifall ebenso mit Bob Marley und Manu Chao, aber bald eben auch mit UB40 und Avicii. Auftragsgemäß kratzen Kuhn und Katz selbstverständlich an der Formatradio-Tür.

Zu Hause, im eigenen Körbchen, stellt der Hörer allerdings mit zunehmender Schonzeit fest, dass sich hinter all diesen mit großem Aufwand klein gehaltenen Arrangements kaum etwas versteckt, was haften bleibt. All die unterschiedlichen Klackerbeats und echten Bongos, ungezählten Dudel­gitarren-Overdubs wie auch die unverhohlenen House-Patterns, sogar diese Streber-Mundharmonika und selbst die deutliche und sehr begrüßenswerte Steigerung von Rehbeins gesanglichen Ausdrucksmöglichkeiten helfen nicht. Am Ende hat man immer noch nur diesen infantilen „Ey-Ah“-Chor der Vorabsingle „Cocoon“ im Ohr. Klingt nach Esel, bleibt aber an einem hängen wie Katzenhaare.

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