Minus The Bear :: Omni

V2/Cooperative/Universal

Softrock für das neue Jahrtausend.

Man muss heute schon allerhand aufbieten, um Aufmerksamkeit zu erregen. Selbst der Verweis auf den Austausch von Körperflüssigkeiten verfängt nicht mehr automatisch. Das Abtauchen unter die Gürtelinie wird aber zumindest zum bizarren Novum, wenn man bisher eine Band war, die eher durch verkopfte Songkonstruktionen auffiel. Tatsächlich: Auf OMNI entdecken Minus The Bear, bis eben noch Progrock-Könige aus Seattle, erstaunlich offensiv ihren Sexualtrieb. Das äußert sich erst einmal in einem häufig eingesetzten Funk-Rhythmus und einem aalglatten Sound, der einerseits das perfekte Rockhandwerk feiert, andererseits aber auch künstlich schillert wie die Beleuchtung im Rotlichtviertel. Darüber singt Jake Snider so abgeklärt von Blowjobs und Schweißtropfen, die Oberschenkel hinunterrinnen, als würde er seinen Einkaufszettel vortragen. So mögen die neuen Minus The Bear zwar entschieden eingängiger sein als die alte, angestrengt akademische Ausgabe der Band, aber dafür wirken sie bisweilen so aseptisch wie die Softrock-Könige Chicago zu ihren besten Tagen. Ja, sollten sich Minus The Bear demnächst entschließen, noch ein Saxofon einzubauen, könnten sie wohl sogar die Supertramp für das neue Jahrtausend werden.

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