Mr. Oizo – Moustache

Es gibt ihn noch, den franzosischen Gesellen, der Fiat Eric mal höchst erfolgreich den Beat besorgt hat. Als die Puppe und der Song aus der Mode waren, wurde Quentin Dupieux alias Mr. Oizo unvermittelt zum renitenten Experimentalfreak. Sein Debütalbum Analog Worms Attack bestand praktisch nur aus bruchstückhaftem Techno und anderer verstörter Elektronik. Nun verrät eine hysterische Roboterstimme, wie es weitergeht: „Kill everyone in popular music“ sind Worte, die man dem verzerrtem Kauderwelsch zu Beginn des Albums gerade noch entnehmen kann. Danach macht Dupieux einige Male wirklich Ernst mit Terror. In einem Anfall von Interferenzwut zerhackt er zum Teil überkurze Tracks scheinbar mutwillig, bis sie partout nicht mehr zugänglich klingen. Man kann schon froh sein, wenn sich eine Akkordfolge einmal einen 4/4-Takt lang hält. Viele werden das unanhörbar finden, aberwenn man ganz ehrlich ist, hätte unser Freund seine Tortlolur wesentlich kompromißloser durchziehen können. Die völlige Dekonstruktion findet letztendlich nicht statt. Das gilt insbesondere für den späteren Teil des Albums. Plötzlich werden die Songs länger und die Hookline bleibt auch schon einmal länger stehen. Hier kristallisieren sich Konturen aus Italo-Disco, Acid House, EBM und Hardcore Techno heraus. In seiner Essenz bleibt dieses Album stets ein Dokument des Protests gegen lineare und berechenbare Tanzmusik, aber auch gegen wiedergekäutes Klingeltonkasperletheater nach Art von Crazy Frog. Den Job als Ein-Mann-Anti-Pop-Konsortium erledigt Dupieux wirklich. VÖ: 19.9.

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