Müssen alle mit 3
Mitmüssen muss man nicht, aber diese Zusammenstellung hat besten Fotoalbumcharakter: Das war deutsche Popmusik 2004/2005.
Huch, was hatte die Tapete vom Tapete-Records-Logo denn da letztens im „Tatort“ zu suchen? Man kann jetzt über die Diffusionszeiten von Trendmustern zu philosopieren beginnen, und ehe man begonnen hat, ist das Thema schon im Mainstream angekommen. Wobei wir mitten im Thema sind: Die Zusammenstellung des Hamburger Tapete-Labels zieht keine Grenzen zwischen Untergrund und Hauptstrom, zwischen hochnotaktuell und mal gerade vom letzten Jahr. Auch möchte dieser Musikmix keine Aussagen über verschiedene Strömungen im deutschen Pop machen, er ist einfach da und scheint wie die Sonne aus den Boxen (Selbstdarstellung Tapete). Das Spektrum der dritten Ausgabe von müssen alle mit reicht von alten Hasen (Die Sterne, Tom Liwa, Bernd Begemann, Fink) über junge Hüpfer (Anajos Superduperspacepophitaufderwarteliste „Monika Tanband“, Klees „Gold“) bis zu eher selten gehörten
Künstlern (Michel Van Dyke). Wer sich bei deutschsprachiger Popmusik gut auf dem Laufenden halt, wird hier zur Vertiefung natürlich soviel nicht finden. Wer die Ruhe aber weg hat, dieser CD im Regal die Chance der Reifung zu lassen und die Zusammenstellung in ein paar Jahren wie ein altes Fotoalbum öffnet, wird fürstlich belohnt: Hdr, das war deutsche Popmusik 2004/2005 (2006/2007, beliebig fortsetzbar). Ich gehe ja sowieso davon aus, daß es so lange noch CDs zum Mitmüssen geben wird, bis die Tapete-Crew ihre 70er-Jahre-Fotoalben bis auf das letzte Foto mit Fahrzeug geplündert hat, dieses Booklet zieren Bilder von R4und Kadett auf freier Fahrt ins Wochenende. Von Spar fragen: „Ist das noch populär? Die Türen meinen: „Drinnen ist wie draußen.“ Tocotronic sagen’s grundsätzlich: „Aber hier leben, nein danke.“ VÖ: 13.6.
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