Nas – God’s Son

Hybris ist Rappern nun wirklich nicht fremd. Aber geht Nasir Jones nicht zu weit, wenn er sich ausgerechnet als Nachkomme des Schöpfers feiert? Jederzeit bereit, das Kreuz zu tragen, sei er. Der letzte und sowieso einzig wahre Nigga. Ein Krieger, der zum Takt seiner eigenen Trommel tanzt. Das sind große und hochdramatische Worte von einem, der bisher keine gute Figur gemacht hat, wenn er in bedeutende Rollen schlüpfte (man erinnere sich an Nastradamus). Gut, der Konkurrenzkampf ist im HipHop bekanntlich härter als in anderen Genres, da muss man zu außergewöhnlichen Mitteln greifen. Doch das ganze Drumherum ist eigentlich unerheblich, denn die Musik stimmt. In „Get Down“ schaffen Nas und sein wichtigster Helfer Salaam Remi (Fugees, Lisa Lopes, Ms. Dynamite) es tatsächlich, den oft zitierten „Funky Drummer“ von James Brown so zu loopen, dass man nicht gleich wieder einen von diesen stereotypen Old-School-Plots vermuten muss. Zumal es ja auch „Zone Out“ zu hören gibt, wo man sich an Noreagas total göttliches „Oh No“ erinnert fühlt. Was Nas nach wie vor faszinierend macht, ist seine Gabe, sowohl die räudigen Gepflogenheiten der Straße als auch gefühlvolle Ansprachen stimmig zu vereinen. Das düstere „Made You Look“ erscheint wie die Fanfare zum Kampfaufmarsch; bei „Hey Nas“ bändelt er dagegen mit den Beautys Kelis und Claudette Ortiz (City High) an. Natürlich hat der Mann dazu eine atemberaubende Reimtechnik, die ihn zum legitimen Nachfolger von Rakim gemacht hat. Der ist für viele ja Gott. Darf Nas also tatsächlich den Heiligenschein beanspruchen? Dieses Album liefert zumindest kein Gegenargument. www.godsson.net