Neil Young :: Chrome Dreams II
Neil Young mit einem Folk'n'Country-Rock-Album. Dem besten seit Ragged Glory.
Machen wir s kurz: Chrome Dreams II ist das beste Neil-Young-Album seit dem 1990er Ragged Glory. Hier stimmt so einiges: die Songs, die wieder Songs sind und keine Skizzen, die mit Versatzstücken vom Müllplatz der Hippiegeschichte zusammengezimmert sind, die Arrangements, bei denen Altersweisheit über Soundrecycling obsiegt, und die Begleitmusiker, darunter Ben Keith, Rick Rosas, Ralph Molina, Frank „Poncho“ Sompedro, Chad Cromwell plus Ehefrau Pegi Young. Freilich baut Neil Young hierauch wieder am eigenen Denkmal, strickt den Mythos vom lonely wolf, vom ewigen Außenseiterweiter, indem er dieses Album Chrome Dreams II nennt – „Chrome Dreams“ war der geplante Titel eines nie veröffentlichten Albums, aus dem dann 1977 American Stars’n’Bars geworden ist. Aber Neil Young weicht den eigenen immer wieder bis zum Exzess bemühten Klischees der musikalischen und textlichen Vergangenheitsverklärung geschickt aus. „Beautiful Bluebird“, das das Album eröffnet, klingt wie ein Harvest-Outtake, aber nicht nach dem verzweifelten Bemühen, ein Harvest-Gefühl zu erzeugen, wie so vieles von Neil Young in den vergangenen 15 Jahren. Das über 18-minütige „Ordinary People“, der Schlüsselsong des Albums, ein beschwingtes Epos, in dem flirrende Pianotöne und soulige Bläser immer wieder mit Youngs lyrisch-bluesigem bis brachialem Gitarrenspiel konkurrieren, ist auch Beispiel für des Protagonisten längst verloren geglaubte Fähigkeit des Storytelling. Remember „El Dorado“? Der Alte hat immer noch was zu sagen, Chrome Dreams II ist Folk’n’Country-Rock. im Blues verwurzelt, leichtfüßiges Geshuffle, Country im Dreivierteltakt, Barbershop-Chöre, Entwürfe von Old-Time-Music auf Kinderliedbasis („The Way“), episches Gitarrengeknödel (im über 14-minütigen „No Hidden Path“)-und das alles ist mit dem leichten und souveränen Unterton der Egalität vorgetragen. Vor allem aber hat dieses Album wieder Songs. Richtige Songs.
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