Neil Young :: Fork In The Road
"Just singing a song won't change the world", Neil Youngs Umweltprojekt "LincVolt" vielleicht schon. Ein garagenrockendes Konzeptalbum über die Umdeutung des amerikanischen Traums vom ständigen "On the road"-Sein.
Grob vereinfacht lässt sich die Zerrissenheit Neil Youngs an der Unbeständigkeit seiner Wertvorstellungen ablesen. Zwischen Konservatismus und High-Tech-Glaube, zwischen Redneck-Traditionalismus und sozialpolitischen/ ökologischen Issues. Der Kanadier als amerikanischer Patriot, der im Jahr 2002 mit dem Song „Let’s Roll“ relativ unreflektiert in Outlaw-Manier die Anschläge vom 11. September 2001 kommentiert und vier Jahre später relativ pointiert auf LIVING WITH WAR die Kriegspolitik von George W. Bush kritisiert und damit dem Genre „Protestsong“ eine neue Dimension hinzufügt – der gute Patriotismus, für das Land gegen die Willkür des Staates und der Regierung. Auf FORK IN THE ROAD bilden die zwei Herzen, die, ach, in Neil Youngs Brust schlagen, eine seltsam logische Einheit. Es scheint, als ob Youngs Altersstarrsinn sich im Kampf gegen die richtigen Ziele manifestiert. Der 63-Jährige will uns sagen, dass der amerikanische Traum von der ewigen Mobilität des Individuums, vom ständigen „On the road“-Sein, auch umweltfreundlich geträumt werden kann. Neil Young hat zusammen mit dem Biodiesel-Experten Johnathan Goodman das Unternehmen „LincVolt“ gegründet, das auch aus spritfressenden amerkanischen Straßenkreuzern emissionsfreie Fahrzeuge macht. Prototyp ist Youngs 1959er Lincoln Continental, der zum Elektroauto umgebaut wurde. FORK IN THE ROAD ist das Konzeptalbum zum Umweltprojekt. Nennen wir es mit Blue Notes aufgeladenen Garagen-Rock, was Young da während der letztjährigen Tour mit seiner aktuellen Tourband aufgenommen hat: Ben Keith (Gitarre, Keyboards), Chad Cromwell (Schlagzeug), Rick Rosas (Bass), Pegi Young (Gesang, Keyboards) und Anthony Crnwford (Gesang, Gitarre). Zwischen Selbstzitat und Redundanz fährt Young auf diversen Roads die längst zum Klischee gewordene Symbolik Amerikas auf und ab, kriegt aber auch hier wieder ein paar Songs zustande, die wir sofort in den Katalog seiner Klassiker aufnehmen: das giftige „Cough Up The Bucks“ als Kommentar zur Weltwirtschaftskrise; die Akustik-Folk-Ballade „Light A Candle“, die zum Schönsten gehört, was Young jemals geschrieben hat, und der schön rumpelige Titelsong, der RAGGED GLORY zitiert.
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