Neil Young – Prairie Wind

Eine akustische Gitarre, ein Besenschlagzeug, das Heulen der Pedal Steel Gitarre, und dann diese helle Stimme, die mit dem hohen „Wiedererkennungswert“, die sich in 40 Jahren nicht sehr verändert hat – und wir wissen, daß wir in einem neuen Neil-Young-Album sind. Der Künstler hat sich mit Prairie Wind wieder einmal selbst übertroffen. Wenn wir in 20 Jahren einem Nachgeborenen einen Neil-Young-Klassiker zeigen wollen, ziehen wir dieses Album aus dem Regal. Die letzten beiden Sätze waren gelogen. Die Wahrheit ist: Der Künstler sagt, Prairie Wind sei der dritte Teil einer Trilogie, die mit Harvest (1972) begann und mit Harvest Moon (1992) fortgesetzt wurde. Wir fragen uns: War nicht Comes A Time (1978) schon der zweite Teil dieser Trilogie? Und, falls nicht, hat nicht Silver & Sold (2000) der dritte Teil sein sollen? Sagen wir, wies ist: Das letzte durchgängig gute Neil-Young-Album erschien vor 15 Jahren und hieß Raggedslory. Die circa neun Studioalben, die dazwischen kamen, hatten immer ihre Momente, ein, zwei, drei, vielleicht fünf Songs, die sich gut auf einem Mixtape machten. Der Rest: neue Stucke, die überwiegend keine Songs waren, sondern Selbstzitate, manchmal ein paar jahrzehntealte daruntergestreut. die aus gutem Grund damals unveröffentlicht blieben. Und genauso ist das wieder mit Prairie Wind. Mit einer Handvoll üblicher Verdächtiger (Spooner Oldham. Ben Keith, Karl Himmel, Rick Rosas) versucht Neil Young wieder das Harvest-Gefühl zu erzeugen. Das ist dann handelsüblicher Country-Folk (plus ein bißchen 60er Jahre Booker-T-R’n’B), durchaus „geschmackvoll“ gemacht und „schön“ arrangiert, aber es ist vor allem eine dünne Klangtapete mit einem Muster, an dem man sich längst sattgesehen hat. Was viel trauriger ist für einen Singer/Songwriter: Neil Young hat heute keine Geschichten mehr zu erzählen, die er vor 30 Jahren nicht schon (besser) erzählt hätte. Und die neueren Geschichten Will auch keiner hören. Zum Beispiel die in „No Wonder“, wo Young seinen peinlichen 9/11-Song „Lets Roll“ zum Thema macht.

www.neilyoung.com