Neue Filme In Kürze

FREAKS VON FRISCO

Eigentlich spricht nichts für diese Truppe schräger Typen, die der Franzose Louis Malle, der sich inzwischen in den USA heimisch gemacht hat, in seinem jüngsten Film „Crackers“ porträtiert. Da ist Gravey (Jack Warden), ein geiziger Pfandleiher mitten im Herzen von San Francisco. Und da sind seine Kunden und Bekannten, die in und um seinen Laden herumlungern – Traumtänzer, Versager, Kleinkriminelle.

Etwa Westlake (Donald Sutherland). ein Arbeitsloser; Ramon (Trinidad Silva) und Dillard (Sean Penn), die geklaute Autoradios versetzen: Turtle (Wallace Shawn), der nur ans Essen denkt und selbst eine Ratte braten würde; Boardwalk (Larry Riley), der Zuhälter, der jetzt Babysitter spielen muß. Es ist schon eine rechte Freaktruppe, die da plötzlich die Gelegenheit sieht, ihren geizigen Freund Garvey auszunehmen, als der für ein paar Tage verreisen muß.

Wie die chaotischen Pechvögel dann den Einbruch ins Pfandhaus planen, haarsträubend vermasseln und in letzter Sekunde ihre Köpfe wieder aus der Schlinge ziehen, das hat Louis Malle, der in all seinen Filmen immer ein Herz für anarchische Außenseiter gezeigt hat, zu einer wunderbaren Kinokomödie verarbeitet, in der das Lachen nie hämisch wird und am Ende die Freundschaft siegt. Ein Film, der einen solchen Eindruck von Leichtigkeit vermittelt, daß die handwerkliche Meisterschaft, die hinter ihm steht, schon fast unsichtbar wird.

Kinostart: 14. Dezember

KRIEG IN DEN STRASSEN

Schon seit den fünfziger Jahren gehören Filme über Straßenbanden zum festen Repertoire Hollywoods – das Musical „West Side Story“ war da ebenso bahnbrechend wie „Blackboard Jungle“, der Bill Haleys „Rock Around The Clock“ berühmt machte.

„Die Bronx Katzen“ von Regisseur Jack Hill über eine Schulmädchen-Gang, die lieber mit dem Klappmesser hantiert als mit dem Mathematikbuch, interessiert sich allerdings weniger für die Problematik Jugendlicher in einer Großstadt, als für spekulative Blicke in Frauengefängnisse mit lesbischen Wärterinnen.

Die Story rankt sich um die Mädchen-Gang „Switchblade Sisters“ so auch der Originaltitel – und das Eifersuchtsdrama, das die Aufnahme einer neuen „Schwester“ auslöst. Die Neue steigt schnell zur Anführerin auf und spannt ihrer Rivalin auch gleich noch den Lover aus, von dem sie sich gerne vergewaltigen läßt.

Empfehlen läßt sich dieser Film höchstens als Studienobjekt dafür, wie skrupellos man mit gesellschaftlichen Problemen nicht umgehen

Kinostart: 11. Januar

DUNKLE BEGIERDEN

Etwas irreführend ist der deutsche Titel des jüngsten Clint Eastwood-Abenteuers Der Wolf hetzt die Meute. Denn Eastwood, dessen Filme über 600 Millionen Dollar eingespielt haben, hetzt in der Rolle des Polizisten Wes Block keine Meute, sondern einen einzelnen Mann: einen Sexkiller, der im „French Quarter“, dem berühmten Vergnügungsviertel von New Orleans, Prostituierte massakriert.

„Tightrope“ heißt der Film im Original; das bedeutet schlicht und einfach „Drahtseil“. Einen Balanceakt ausführen läßt denn auch Autor und Regisseur Richard Tuggle seinen angeknacksten Helden: Wes ist ein unglücklicher, unsicherer Mann; seine Frau hat ihn verlassen, seine beiden Töchter muß er alleine aufziehen; eine Beziehung zu einer Sozialarbeiterin (Genevieve Bujold) entwickelt sich nur mühsam.

Vor allem aber befriedigt er seine sexuellen Begierden auf den nächtlichen Streifzügen durch Bars und Bordelle bei Prostituierten, die er vorzugsweise mit Handschellen fesselt.

In seiner Charakterstruktur ist der Polizist dem Killer so ähnlich, daß man sich gelegentlich fragt, ob es nicht um ein und dieselbe Person handelt. Doch dann dreht der Killer den Spieß um – und dringt nachts in das Haus des Polizisten ein …

Für Eastwood-Fans mag es möglicherweise verwirrend sein, daß der Film mehr eine Studie der dunklen Seiten seiner Figuren als ein unbekümmertes Action-Spektakel ist.

KRIEG FÜR RONALD

Daß John Milius, der einst seine Regie-Karriere mit einem Film über den US-Gangster Dillinger begann, vom Kriegspielen fasziniert ist, ist keine Neuigkeit. Der Waffensammler Milius hatte die Originalidee zu dem Drehbuch von „Apocalypse Now“ und schrieb auch an dem Drehbuch von „Conan, der Barbar“ mit.

Mit seinem jüngsten Streich „Die rote Flut“ ist der martialische Milius aber selbst konservativen US-Journalisten einen Schritt zu weit gegangen. Selten rief ein Film bei der amerikanischen Kritik so einhellige Empörung hervor.

Milius erzählt von dem Städtchen Calumet in Colorado, das eines friedlichen Morgens eine Invasion hunderter von Fallschirmjägern erlebt – und die kommen aus der UDSSR, Cuba und – wie könnte es anders sein – Nicaragua!

Und wie das halt so bei roten Untermenschen ist, eröffnen sie gleich ohne Warnung das Feuer auf niedliche amerikanische Schulkinder, bevor sie zur Vergewaltigung übergehen. Ein paar tapfere Kinderlein können sich in die Berge retten und führen von da aus einen Partisanenkampf gegen die kommunistischen Bestien.

Für Milius ist das „auch ein Film über unsere tiefe Verbundenheit zu diesem Land…“ Für die meisten anderen hoffentlich durchsichtig genug, um als plumpe Propaganda im Stil der Ronald Reagan-Administration identifiziert zu werden.

Aufsichtsratsmitglied der Firma MGM/UA, die dieses Machwerk produzieren ließ, ist übrigens der frühere US-Verteidigungsminister Haig.

Kinostart: 21. Dezember

HOLLYWOOD EKSTASE

Sie war die „Traumfrau“ in der Komödie „Ten 1 des amerikanischen Regisseurs Blake Edwards – und über Nacht wurde ihre Zöpfchen-Frisur weltweit Mode. Doch die Karriere des braven Mädchens Marv Cathleen hatte bereits früher begonnen. 1973 traf sie den Fotografen und Regisseur John Derek. Der hatte bereits kräftig bei den Karrieren seiner ehemaligen Ehefrauen Ursula Andress und Linda Evans mitgemischt und baute nun nach bewährtem Muster seine neue Flamme zur neuen Sex-Göttin auf.

Die Masche muß auch noch mal für „Ekstase“ herhalten, bei dem er gleich als Autor, Kameramann und Regisseur in einer Person fungiert. „Ekstase“ erzählt von dem braven Schuldmädchen Ayre McGillvary, das artig ihr Abitur macht, aber heimlich von einem glutäugigen Liebhaber träumt. Daß sie vielleicht gar nicht so brav ist, dämmert ihren Eltern, als sie mit den Worten “ Jetzt will ich endlich etwas vom Leben haben“ zum Schulabschluß der entsetzten Lehrerschaft ihr nacktes Hinterteil entgegenstreckt.

Es folgt eine abenteuerliche Reise, auf der Mac mit Gewalt ihr Traumziel erreichen möchte: in einer wilden Liebesnacht ihre Jungfräulichkeit zu verlieren. Der erste Teil des Trips ins märchenhafte Arabien zu einem orientalischen Prinzen endet mit einem Fiasko. Der scheinbar heißblütige Märchenprinz entpuppt sich als Anfänger in der Liebe. Besser klappt es dann schon mit einem temperamentvollen Stierkämpfer im Macho-Land Spanien.

Die mehr als dünne Handlung bietet dem Ehepaar zumindest ausführlich Gelegenheit, die Rundungen der besseren Hälfte vor der Kamera zu enthüllen.

„Bo-Bolero“, wie der Film im Original heißt, ist viel Fleisch in durchsichtiger Verpackung. Daß John Dereks Karriere einst von seinen Freunden, dem Schauspielerehepaar Humphrey Bogart und Lauren Bacall, gefördert wurde, merkt man „Ekstase“ jedenfalls nicht mehr an.

sollte.

Kinostart: 14. Januar