New Order – Retro :: Schon In Ordnung

Als New Order-Fan kommt man kaum noch hinterher. Gerade eben erst sind die mäßige Best-Of Here To Stay und ein Mix-Album namens Back To Mine erschienen. Mit Retro will man nun das reichhaltig wie disparat bestückte Gesamtkunstwerk der Band abstecken. Eine Herkulesarbeit, die vier britische Helfer gerne verrichtet haben: „Observer“-Autorin Miranda Sawyer hat die Hits von New Order gesammelt, aber leider auf markante wie „Thieves Like Us“ und „Shell Shock“ verzichtet. Kollege John McCready, jahrelang beim „NME“ tätig, sichtete das Schaffen der frühen Jahre, setzt einmal arg vorzeitig an („In A Lonely Place“ ist von Joy Division), kommt nur auf einen Track aus dem Debütalbum Movement und lässt das „Frühwerk“ tatsächlich mit „Run Wild“ aus dem letzten Album Get Ready ausklingen. Immer diese Schreiber – nie kann man sich auf sie verlassen! Mike Pickerings persönliches Verbrechensregister enthält mit M-People ja einen besonders schweren Fall von Geschmacksverirrung, doch hier hat er viele gute Remixe und obendrein Originalversionen von „Touched By The Hands Of God“ und „Everything’s Gone Green“ ausgewählt. Das originellste Viertel ist vielleicht die von der Band selbst mit Bobby Giltespie zusammengestellte Live-CD. In „The Perfect Kiss “ quakt es einmal wie am Froschteich, später erlaubt man sich – Zufall oder nicht – einen Scherz mit seinem französischen Publikum. Sie ist schon umfangreich, diese Retrospektive, bleibt aber nicht ohne Flüchtigkeitsfehler. Auf die definitiv vollständige Old Order-Kollektion muss man weiterhin warten.

www.londonrecords.co.uk