New Order – Waiting For The Siren’s Call :: U2 in gut
Das darf nicht wahr sein. Du möchtest dich selbst ohrfeigen, weil du auf einen Song wie „Who’s Joe“ reinfällst, auf diesen Streicherquatsch, diesen hymnischen Pathos, diese simple Melodie. Weil du immer wieder auf sowas reinfällst. Das ist U2 in gut, ohne Friedensnobelpreisnominierungs-Schmalzgesänge. Das nennt man dann Pop. Aber erzähl‘ das jemandem, der vor 25 Jahren gedacht hat und wahrscheinlich auch heute noch denkt, daß mit Bands wie New Order das Ende der guten, alten, ehrlichen, handgemachten Rockmusik, wie sie früher einmal war, begonnen hat. WAITING FOR THE SIREN’S CALL ist mehr noch als GET READY, das NewOrder-„Comeback“ von 2001, ein Rock-Album (die Gitarren), ein Pop-Album (die Melodien, der Gesang), ein Album, das dich umschmeichelt in seiner Sattheit, die es dir nicht erlaubt, auch nur eine Sekunde Luft zu holen. Das ist Brekwand-Elektro-lndie-Club-Pop mit dem Mut zum Füllen der allerletzten Lücke mit flächigen Sounds aus dem Sequencer. Musik außerhalb der Zeit. Und ein paar schöne Hits gibt’s kostenlos dazu: die Dancehall-Psychedelia von „I Told You So“, „Jetstream“ mit Scissor Sister Ana Matronic als Gastsängerin. Für die Akten: Gillian Gilbert ist ausgestiegen. Ihren Platz hat jetzt der Tour-Gitarrist und -Keyboarder Phil Cunningham eingenommen. Für Musikhistoriker: WAITING FOR THE SIREN’S CALL wird weder die Rock- noch die Club-Welt aus den Angeln heben. Aber angenommen, im Video zur ersten Single „Krafty“ würden sich New Order von jungen, unbekannten Musikern doublen lassen… aber nein, das hatten wir schon.
VÖ.2S.3.
www.neworder.co.uk
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