New York City Rock
Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie mühevoll es ist, die pophistoriografischen Standardbände, die in den letzten Jahren immer mehr werden, aus dem sowieso schon primitiv-lustlos-monotonen und mit Phrasen nur so gespickten Englisch in ein einigermaßen lesbares Deutsch zu schmuggeln. Die Frage, wozu das überhaupt sein muss, ist noch nicht schlüssig beantwortet. Aber wenn es sein soll, dann möchte ein gewisser Mindestrespekt vor der deutschen Sprache und ihrer Grammatik schon sein. Die rächt sich sonst bitterlich: Wo kein Gedanke drinsteckt und ein Sinn auch nicht hinein will abgesehen vielleicht von dem, den man heutzutage gerne „macht“ wie der Hund sein Häufchen, da, äh, macht sie dies deutlicher kenntlich, als dem Autor lieb sein kann. Die Verwechslung von „das“ und „dass“ mag man als mittlerweile dank Reformschreib allgemein üblichen Flüchtigkeitsfehler hinnehmen, aber dass zum Beispiel Doo-Wop-Gruppen „in den Straßen auftraten“ und nicht etwa dabei, sondern „kurz darauf“ von den Pop-Produzenten nicht etwa aus dem, sondern „rund um das“ Brit Building gehört wurden – das ist schlichtweg ein Schmarrn. Es gibt auch kein Bild „über „die Geschichte der Rockmusik, keinen „großen“ Gemeinplatz schon gar nicht „eine“, kein „zunehmendes Art-Terrain“, kein „eingeschlagenes Prinzip“, dem man treubleiben könnte; es war bestimmt nicht der Keller des Hotel Diplomat, der den New York Dolls „sofort „eine feste „Anstellung“ im Mercer Arts Center einbrachte Isondern höchstens ihr dortiger Auftritt, aber auch darüber ließe sich streiten), und ob der vielbejubelte Erfolg der Strokes tatsächlich „zeeitgleich“ mit dem Anschlag auf das World Trade Center „stattfand“ lund demnach höchstens einen Vormittag lang angehalten hättel, bliebe zu diskutieren. Mancher Fehler stand vermutlich schon im Original (etwa die Verwechslung des „Boho“, der kein Landstreicher ist, sondern ein Bohemian, mit dem,.Hoio“und die Umbenennung von Dolls-Drummer Billy Murcia in „Marcia“); für so etwas wünscht man sich ein Lektorat, das auch gleich den Hagelsturm von falschen Bezügen und Fällen, Wiederholungen und Null-Phrasen, wenn auch ganz anders unter völlig anderen Rahmenbedingungen“ etwas dämpfen hätte können. All das ist bei manchen Büchern lund vielem, was sich dafür hältl egal. Hier ist es ärgerlich und schade, denn eine so umfassende und detailreiche, dabei kompakte, schön bebilderte und (weitgehend! wertungsfreie Geschichte der New Yorker Rockszenen von den frühen 50ern bis heute, von den Shangri-Las bis The Rapture. von Phil Spector bis Blondie, von The Fugs bis Interpol usw.. gab es noch nicht. Man hätte sie gerne mit weniger Mühe gelesen.
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