Nile Rodgers – Adventures In The Land Of The Good Groove

Dies sozusagen als Nachtrag zur großen Tanzgeschichte: ein neuer Höhepunkt in der Karriere des Mannes, der für jeden, der in den letzten fünf Jahren auch nur einmal eine Discothek besucht hat, von Bedeutung gewesen sein mußte: Nile Rodgers, der stilbildende Gitarrist, Produzent, Komponist und Arrangeur von Chic hat sein erstes Solo-Album herausgebracht. Außer einer Heerschar Background-Sänger(innen) hat ihm dabei kaum jemand geholfen; von etwas additional Baß seines Songwriter-Teamgefährten Bernard Edwards und additional Drums des Chic-Drummers Tony Thompson einmal abgesehen. Rodgers verließ sich auf seine Gitarre, seine Songs und einen CS 80 Synthesizer. Auch die Rhythmus-Arbeit übernahmen zum größten Teil Mikrochips.

Wenn man Nile Rodgers als „eine Hälfte von Chic“ beschreibt, trifft das hier ausnahmsweise auch musikalisch zu. Das Schneidende von Rodgers‘ Gitarre tritt sowohl als allgegenwärtiges Percussion- wie als Melodic-Instrument ungemeinn stark in den Vordergrund. Die für das Federnde, Swingende am Chic-Sound verantwortliche Baß-Arbeit von Bernard Edwards wirkt wie ausgeblendet. Doch ist diese Reduktion keineswegs ein Nachteil dieser Musik. Im Gegenteil, die Abenteuer, die Rodgers alleine im Lande des guten Groove erlebt, sind weitaus schärfer und prägnanter als die meisten Tracks der letzten Chic-Platten. Rodgers hat die Chic-Musik, die so lange das Nonplusultra an Tanzmusik war, aber in der letzten Zeit etwas zu formelhaft zu werden drohte, modernisiert, neu aufgedreht und den Erfordernissen härterer Zeiten angepaßt. Das Cover zeigt uns, wo Nile das Land des guten Groove ansiedelt: im Stil alter Stiche erkennen wir die untere Hälfte von Manhattan, wobei aus der Wall Street die „Terra Finacicus“ wird.aus der dreiundzwanzigsten Straße „Twentythirdium“ und Brooklyn schlicht zur „Terra Incognita“ erklärt wird. Was in diesem „Townus Downus“ als guter Groove gilt, das zeigt diese Platte.

Und sie gibt Anlaß, auf eine hierzulande übersehene Produktion von Chic hinzuweisen: das Soundtrack-Album SOUP FOR ONE, das neben Chic-Standards wie dem genialen „I Want Your Love“ und von Chic produzierten Standards wie Debbie Harrys „Jump, Jump“ einige interessante Neueinspielungen enthält: ein Chic-Stück für Carly Simon etwa, den als Single bereits veröffentlichten, hervorragenden Titelsong von Chic selber und Produktionen für Teddy Pendergrass und Fonzi Thorpton.Für den Hardcore-Fan allemal empfehlenswert Nile Rodgers 6 Chic 4