Nils Frahm

All Melody

Erased Tapes/Indigo

Das siebte Album des Neo-Klassik-Elektronik-Fusionierers: melodienreicher Impressionismus, Ambient, Minimal Music, Techno not Techno.

Nils Frahm ist ein wunderbares Beispiel dafür, dass experimentelle Musik nicht wehtun muss und auch dafür, dass die zurzeit ultra-schicken Neo-Klassik-Elektronik-Fusionen komplett kitschbefreit sein können. Der Komponist und Produzent erreicht mit seiner gemäßigten Avantgarde, die immer noch Outsider-Music ist, ein vergleichsweise großes Publikum.

Frahms siebtes (Solo-)Album ALL MELODY erzählt auch eine Geschichte darüber, dass das Umfeld, in dem Kunst entsteht, einen entscheidenden Einfluss auf diese Kunst hat. Musik ist halt mehr als nur die Aneinanderreihung von Tönen. Frahm hat sich im historischen „Funkhaus“ in Berlin ein neues Studio eingerichtet, das viel Raum zwischen den holzvertäfelten Wänden lässt für vintage und selbst gebaute Instrumente.

Selten ist elektronischer Minimalismus und zeitgenössische klassische Musik so scheinbar mühelos zu einem melodienreichen Impressionismus fusioniert worden. Auf ALL MELODY sind die Hierarchien auf angenehme Weise verschoben. Es sind nicht zwangsläufig die „klassischen“ Instrumente für die Melodien zuständig und die Electronics für die Beats, es kann auch umgekehrt sein. Zum Beispiel „Sunson“, das nach einem sakra­len Orgelvorspiel zu einem astreinen unelektronischen Techno-Track wird. Oder die dezenten Abstraktionen in „A Place“, die eine elektronische Wirkung entfalten, ohne explizit elektronisch zu sein.

Nur wer weiß, dass aus den jahrelangen Sessions für ALL MELODY Musik für 20 Alben entstanden ist, glaubt eine gewisse Inhomogenität der Tracks zu erkennen: Piano-Solo-Stücke, Ambient-artige Kompositionen, Minimal Music, Glitch, Techno not Techno. Aber ein Album ist das, was der Künstler dazu bestimmt, egal wie viele Aufnahmen nicht verwendet wurden.

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