Nofuture-Testcard//Beiträge zur Popgeschichte//#10: Zukunftsmusik :: Pop für Schlaumeier

Wie langweilig: neues Album – Interview – Tour. Und dann: da capo. Der immer gleiche Kreislauf des Music Biz.eine Reflexion findet nicht statt, voran geht es dennoch. Denn der nächste Hype kommt bestimmt. Wider den musikalischen Murmeltiertag schreibt seit 1995 „Testcard“, eine halbjährlich erscheinende Anthologie zur Popgeschichte, die eine Alternative zum ewigen Kanon der Musikpresse bieten will. Mit Zukunftsmusik liegt nun der zehnte Band vorund auch der genügt dem Anspruch. In oft wortgewaltigen Essays machen sich diverse Autoren schlaue Gedanken zu dem, was Pop im kulturellen Kontext heutzutage ausmacht. Und das, ohne die viel strapazierte Vokabel „Popkultur“ wie eine Monstranz vor sich her zu tragen. Thomas Venker, Chefredakteur des Musikmagazins „Intro“, sinniert über die Rolle des Musikjournalisten, Martin Büsser entlarvt die hohle Phrasendrescherei,die in Promotexten betrieben wird, und Dietmar Dath, einst Chefredakteur der „SPEX“, denkt zusammen mit zwei Autorenkollegen über Clubbing nach. Dabei schafft er es nonchalant, Aristoteles zu zitieren. Der griechische Philosoph als prähistorischer Clubhead – originell! Entbehrlich ist in Zukunftsmusik der wenig aktuelle Rezensionsteil. Dass der überhaupt stattfindet, dürfte wohl einen einfachen Grund haben: Wer bemustert wird und trotzdem keine Reklame für die Tonträger macht, fliegt alsbald aus jedem Presse-Verteiler. Womit wir wieder bei den Gesetzmäßigkeiten der Musik verarbeitenden Industrie wären.

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