Ocean Colour Scene – Marchin‘ Already :: Pastelltöne

Nachfolger der Small Faces, Erben der Kinks und Thronfolger der Beatles scheint es in Britannien wie Sand am Meer zu geben. Ocean Colour Scene verpaßten seinerzeit (zumindest hierzulande) den Zug und liefern nun im sicheren Windschatten von The Verve mit MARCHIN‘ ALREADY ihr drittes und bisher bestes Album ab. Ein Album als Palette, auf der The Who mit den Stone Roses und Paul Weller vermischt wurden, auf der Suche nach frischen, pastellfarbenen Klängen. Denn ungeachtet aller hinkenden Vergleiche und inszenierter Hypes bietet MARCHIN’ALREADY britischen Rock von höchster Qualität. Warme Arrangements, die fein ziselierte Gitarrenarbeit Steve Cradocks, der entspannte Gesang von Simon Fowler und eine sparsam groovende Rhythmus-Sektion fügen sich hier zu einem stimmigen Konzept, in dem sowohl der rotzige Opener „Hundred Mile High City als auch Balladen wie „Spark And Cindy“ mit seltenem Sinn für Melodien glänzen. Harmonie nämlich, die sich von Song zu Song mehr entrollen und entfalten, bis sie schließlich in das bombastische Doppelpack „Half A Dream Away“ und „It’s A Beautiful Thing“ münden – in Wahrheit ein verkapptes Progrock-Stück mit Gastsängerin P.P. Arnold (die zuletzt in ähnlicher Rolle auf Roger Waters kopflastigem AMUSED TO DEATH glänzte) und insgesamt zehn Minuten Länge. Das kann man als gelungene Parodie auf die ausufernden Exzesse eines Meat Loaf verstehen, oder aber sich schämen für diesen peinlichen Ausfallschritt in Richtung Kitsch. Man könnte es aber auch einfach nur mitsummen. Leise, daß es niemand hört.