Old oldies

Jeden Monat denkt man: Irgendwann müssen die Garagen doch leer sein, muß auch der letzte Garagen-Rocker mittels einer Kompilation „wiederentdeckt“ sein. Das täuscht. Von „Pebbles“ ist jetzt Folge 13 erschienen, ein ordentliches Mischprogramm (4).

Die von den gleichen Machern herausgegebene Serie „Highs In The Mld Sixties“ (International Archiv Productions) meldet die Folgen 4 bis 9, wobei die qualitativen Unterschiede allerdings beträchtlich sind. Vol. 4 (Chicago), Vol. 5 und 6 (Michigan) und Vol. 9 (Ohio) gehen in Ordnung, ohne sonderlich zu imponieren – Bewertung (3) bis (4). Vol. 7 befaßt sich mit dem abgeweideten Nordwesten der USA und bekommt nur eine (2), während Vol. 8 sich die Südstaaten vornimmt und mit einigen echten Knüllern aufwartet (5).

Das Konkurrenz-Label Crypt legt derweil „Back From The Grave, Vol. 3“ (Crypt 003) vor und schneidet auch nicht blaß ab (4).

Die beste Kost kommt aber einmal mehr aus Texas: „Texas Punk-Rock 1964-1966, Vol. 3 (Cicadelic Records CIC 995) bringt in ausgezeichneter Klangqualität unveröffentlichte Stücke von Spitzenbands wie The Sights And Sounds, Outcasts und Livin End (5).5;

Das pure Gegenteil ist leider zu den acht Autnahmen der Gruppe Index (Voxx Records VXM 200.023) zu sagen. An-psychedelisierte Surfmusik aus dem Mülleimer (1). Alle Garagen-Platten werden durch Rimpo vertrieben.

Stichwort Beat: Weil das UK schon ziemlich leergefegt ist, richtet sich der Spürsinn immer mehr auf „Randgebiete“. Zum Beispiel Schweden. Von den Deejays, Johnny Vallons ehemaliger Begleitband (siehe ME 9/84), liegt die Sammlung THE DEEJAYS 1965-67! (CSP Records CLP 5002/ Rimpo) vor. Sie enthält sechs Hits (darunter eine englische Version von Drafi Deutschers „Marmor, Stein und Eisen bricht“) und zehn weitere gute Titel zwischen R&B und Soft-Rock (4).

Oder zum Beispiel die Schweiz: Von Les Sauterelles, der damals besten eidgenössischen Formation, kommt ein feines gleichnamiges Album (EMI Switzerland 13 C 1762191/Rimpo), das u.a. Coverversionen von Stücken der Beatles, Who, Byrds, Bob Dylans und Bob Linds, aber auch vergleichbare Stücke aus eigener Werkstatt bereithält. Bei den Besten zu klauen, hat noch nie geschadet (4).

Rubrik „Einzelstücke“: Cyril Davies & His Rhythm & Blue All Stars bringen sich mit den vier süperben Stücken der 12″-EP COUNTRY LINE SPECIAL (PRT 12 P 308/ Wishbone) in beste Erinnerung. Alexis Korners früh gestorbener Weggefährte ist hier in Höchstform. Es dampft und brodelt. Für Fans des britischen Blues ein Juwel (5). , 20 Great Doo Wop Recordlngs sind auf der ebenso genannten LP des Cascade-Labels (DROP 1008/ TIS) versammelt. Gute Schmacht-Kost, aber auch lebhaftere Klänge (4).

Dubios ist hingegen die (sicherlich gutgemeinte) Serie „Teenage Rock ’n‘ Roll Party“ zu werten, von der derweil Folge 3 (Ace Records CH 106/TIS) vorliegt. Das Mischprogramm weist zwar z.T. berühmte Namen aus, neigt aber zur Beliebigkeit. Nur als „Einstiegsdroge 11 akzeptabel (2).

Manchmal lohnt es sich immens,‘ sogar Jahrzehnte zurückzugehen, um zu erfahren, wo die Wurzeln des Rock nun wirklich zu finden sind. Dabei sind zwei Namen unvermeidbar: Hank Williams und Robert‘ Johnson.

Williams, ein schmaler Weißer, der 1953 knapp 30jährig starb, war eine der Country-Übergrößen und hinterließ uns Klassiker wie „Jambalaya“, „Hey, Good Lookin'“ und „Your Cheatin‘ Heart“. Sein schon verbratenes Erbe wird auf 40 GREATEST HITS (Polydor 821 233-1 Y-2/IMS) mustergültig vorgelegt. Country mit Gefühl und ohne Schmalz (6).

Robert Johnson war ein schmaler Farbiger, der 1937 im Alter von nur 23 Jahren an einer Vergiftung starb. Zwei LPs (Columbia CL 1654 und 30034/IMS) breiten das Können des KING OF THE DELTA BLUES SINGERS aus, dessen Stücke von Cream, Delaney & Bonnie und den Stones gecovert wurden. Übrigens ist es keine Schande, Johnson noch nicht zu kennen; als die Stones 1969 im US-Fernsehen sein „Love In Vain“ darboten, haben auch Millionen Amis zum ersten Male ihren toten Giganten wahrgenommen (6).