Oldies
Der Kampf um die Krone war diesmal besonders heftig, wurde aber doch mit klarem Punktevorsprung entschieden. Der Titel „Oldie des Monats“ geht nach Neuseeland an Larry’s Rebeis für ihren Sampler FEELIN‘ GOOD! (Raven RVLP-14).
Optisch hält man sie für eine überseeische Ausgabe der Bay City Rollers, aber die Musik, die sie von 1965 bis 1969 machten, ist atemberaubend. Sie spielten experimentierfreudig wie The Creation und die Yardbirds mit dem Feuer der Who und erdig wie die Animals. Grandiose Coverversionen und gleichwertiges eigenes Material ist hier, noch dazu glänzend kommentiert, zusammengefaßt worden. Ein absolutes Muß (6).
Die Platte wurde entdeckt im Katalog der Firma J. Hopp, Postfach 23,7152 Aspach 1, einem Versand, der schon seit Jahren viele australische und neuseeländische Interpreten anbietet.
Darunter auch The LaOeDas und ihr Doppelalbum ROCK’N’ROLL DECADE 1964-74 (EMI Australia EMY 508/9). Zentraler Kopf dieser Band war Kevin Borich, und somit ist meist rüder Rhythm & Blues angesagt. Das Album enthält neben diversen Singles auch das komplette Konzeptalbum THE HAPPY PRINCE (nach Oscar Wilde), eine ditferenziert-sanfte Arbeit, ganz so, wie man sich 1969 die Krönung der Rockmusik vorstellte (4).
Aber nun erstmals zurück zum Gewinner des zweiten Preises:
Captain Beefheart And His Magic Band mit THE LEGENDARY A&M-SESSIONS (AMLH 12510). Hier werden endlich die beiden Singles (A-Mjnd B-Seiten) wiederverötfentlicht, die der Captain 1965 einspielte, dazu kommt ein bisher verschollener Titel („Here I Am, I Always Am“). In der Frühzeit klang der „Future-Blues“ der Magic Band verdächtig „britisch“, beeinflußt vor allem von den Pretty Things. Sammler dürfen einen Freudentanz aufführen (6).
Noch ein wenig Blues: Von Fleetwood Mac (frühsiebziger Ausgabe) liegt LIVE IN BOSTON (Line LLP-5348) vor – eine Scheibe, die gut ins Ohr geht. Allerdings ist bei den Besetzungsangaben Vorsicht geboten: Spielt da wirklich Peter Green? Wenn ja, hört er sich verdächtig nach Bob Welch an! (4).
Von zwei legendären englischen Rhythm & Blues-Tastenmännern liegen neuaufgelegte Live-Aufnahmen vor: ZOOT! (RSO SPELP 79/ IMS) von Zoot Money’s Big Roll Band, aufgenommen im Klook s Kleek. Die Big Roll Band spielt tiefschwarz und dampfend (5).
Eine lärmende Party-Atmosphäre herrschte bei Georgie Fame, als er 1964 RHYTHM AND BLUES AT THE FLAMINGO (RSO SPELP 809/ IMS) aufnahm. Die Musik zündet heute noch, wenngleich Farnes bald folgende Studioaufnahmen noch gelungener sind (knapp 4).
Das Kim Wildes Vater Marty Wilde 1958 bis 1962 zu Englands besten Rock’n’Rollern zählte, wissen viele; seine Musik aber kennen nur wenige. Dem kann jetzt abgeholfen werden: In der Phonogram-Timeless-Serie (Import durch IMS) sind alle 13 HITS OF MARTY WIL-DE (Time 8) erschienen. Im Vergleich zu seinen US-Vorbildern klingt Marty zahmer und weniger einfallsreich. Aber wenn man bedenkt, daß Englands bis dahin größter Beitrag zur Popmusik aus Lonnie Donegan bestand, kann man den Stolz der Briten auf ihn schon verstehen (4).
Ebenfalls in der Timeless-Serie: Jerry Lee Lewis with The Nashville Teens mit LIVE AT THE STAR CLUB, HAMBURG (Time 6). Die bekannten Titel des „Killers“ in antörnender Atmosphäre vorgetragen (3).
Garagentür auf: LIVE AGAIN (Eva 12046/Rimpo) von THE BOB-BY FÜLLER FOUR bringt weiteren Konzertstoff. Wie immer nicht von schlechten Eltern, aber muß wirklich jeder Bandfetzen von Füller zu Vinyl werden? Diesmal noch eine (3).
Von der Chocolate Watch Band liegt (in Ergänzung zu LET’S TALK ABOUT GIRLS -Eva 1203Ö-) nun ARE YOU GONNA BE THERE (Eva 12048) vor. Eine feine Kollektion bester Garagenklänge (5).
Der Besitzer aller drei Original-LPs der Watch Band bekommt Neues freilich nicht geboten – aber wer hat diese LPs schon komplett?
In limitierter Auflage (200 Stück) ist auf dem Berliner Kleinst-Label Magic Toe Nail Music der Cassetten-Sampler TRACES OUT OF TIME (Vertrieb durch Rimpo oder direkt durch MTN 030-771 44 15) erschienen. 23 subjektiv, aber kenntnisreich und geschmackssicher kompilierte Sixties-Raritäten der Richtung „progressiver Psycho-Punk-Beat“. Darunter befinden sich absolute Perlen wie „Psychedelic Situation“ von Jimmy Curtiss und die deutsch gesungene Nummer „Det war in Schöneberg“ von der Spencer Davis Group. Berücksichtigt wurden außer Bands aus den USA und dem UK auch Gruppen aus Deutschland, Dänemark, Schweden und Irland (5).
Eine schöne, nicht auf die sattsam bekannten Hits ausgerichtete Kompilation von Cat Stevens: FOOTSTEPS IN THE DARK (Island 206 743). Sie enthält auch zwei rare Stücke aus dem Film „Harold And Maude“ und eine bisher nur in Australien als Single-B-Seite veröffentlichte Nummer („I Want To Live In A Wigwam“). Stevens Folk-Rock ist mittlerweile klassisch und zeitlos zudem (knapp 5).
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