Oldies
Sollte es noch irgendwelche Zweifel an der überragenden Klasse und Bedeutung der schwarzen Populär-Musik gegeben haben, so werden sie mit ATLANTIC RHYTHM & BLUES 1947-1974 (Atlantic 781-620) gründlichst ausgeräumt. Auf sieben, mit 186 Titeln prall gefüllten und ausführlich kommentierten Doppelalben hat sich die führende Company Atlantic ihr musikalisches Denkmal gesetzt. Wir verfolgen die bekanntlich im Soul mündende Entwicklung und Verschmelzung von Rhythm & Blues, Spiritual, Gospel und Pop-Jazz-Formen und was sich daraus alles machen läßt. Herzzerreißende Balladen und pures rhythmisches Dynamit sind die Pole, zwischen denen Interpreten wie Joe Turner, Ruth Brown, Ray Charles, Percy Siedge, The Clovers, The Drifters, Solomon Burke, Otis Redding, Wilson Pickett, Joe Tex und Aretha Franklin ihre Visitenkarte abgeben.
Es werden außer den absoluten Stars aber auch jede Menge Künstlerfinnen) vorgestellt, die den Sprung in die Galaklasse trotz imponierenden Könnens nicht schafften. Diese Edition ist ein unvergleichlicher Leckerbissen, auch wenn zum zeitlichen Ende hin ein paar Verwässerungen zu notieren sind. Eine vorzügliche Gelegenheit für junge Fans, die ruhmbeladene Vergangenheit kompakt kennenzulernen — und alte Fans können ihre zerspielten Scheiben durch neues Vinyl ersetzen … (6)
Noch mehr potente Schwarze: Sam Cooke, einer der wesentlichen Soulväter und Besitzer einer unvergleichlichen Samtstimme, wird mit THE MAN AND HIS MUSIC (RCA PL 87 127) angemessen gewürdigt. Das Do-Album bringt seine schönen Klassiker „You Send Me“, „Wonderful World“, „Cupid“, „Bring It One Home To Me“, und „A Change Is Gonna Come“ und etliches mehr. (5)
James Brown, neuerdings wieder zu Top-10-Ehren gekommen, legt mit DE AD ON THE HEAVY FUNK 74-76 (Polydor 827 439-1/IMS) beste Tanzkost in Permanenz vor. (4)
Champion Jack Dupree, von zuhause aus Barrelhouse-Blues-Pianist, hat 1966 in England das Album WONT BE A FOOL NO MORE (See For Miles 44/Charly Rec.) eingespielt. Eine der berühmt-berüchtigten „Father & Sons-Sessions“ mit Eric Clapton, John Mayall, Keef Hartley u.a., die aber überzeugt, zumal Dupree zwischen Boogie, frühem Brit-R&B und sogar Cajun-Anklängen mit und ohne Band die richtigen Töne trifft. Gut: (4)
TAKIN‘ CARE OF BUSINESS (Charly CRB 1099) bringt 16 Titel, die das Bluesgitarren-Schwergewicht Freddy King zwischen 1960 und 1964 einspielte. Saftige Kost, die noch heute bissig & flüssig klingt. Eine Inspirationsquelle für Clapton, Peter Green und zig andere weiße Blueser. (4)
Themenwechsel total: COUNTRY STORE heißt eine auch aus Rocksicht interessante Serie, die der IMS vertreibt. Herausgegriffen seien Eddie Rabbitt (CST 002) mit seinem melodisch attraktiven Country-Rock; der „Rhinestone Cowboy“ Glen Campbell (CST 004), der hart an der Schlagergrenze Welthits wie „Wichita Lineman“ und „By The Time I Get To Phoenix“ intonierte, sowie die Country-Chaoten-Truppe Dr. Hook (CST 006), seit „Sylvia“s Mother“ allgemein wohlgelitten (Sammelbewertung: 3).
THE BEST OF THE STRAWBS (A&M SP 96005/IMS) stellt die britischen Folkrocker vor, die die Songform durch Pathos und Schwulst oft überstrapazierten, sich auch an komplex komponierte Epen wagten — und mit „Part Of The Union“ dennoch einen Gewerkschafts-Song ablieferten, der auch die Charts stürmte. Knapp: (3) Daß Disco-Music praktisch überall entstehen kann, wissen wir ja. Da konnte auch die Schweiz keine Ausnahme machen und bescherte uns Yello. 1980-1985 – THE NEW MIX IN ONE GO (Vertigo 826 773) bringt das tatsächlich/vermeintlich Beste kompakt und in neuer Abmischung. Knapp: (4)
Endlich wieder zu haben ist PHIL MAY & FALLEN ANGELS (Butt Nott 006) das vergessene Meisterwerk des Jahres 1978! Vor höchst gelungenen Experimenten nicht zurückschreckender R&B, mit Ausnahme einiger Pretty-Things-Highlights das Beste, was Phil May je einspielte. (6)
Dank der Bemühungen des Efa-Vertriebes ist auch A ROSE IS A ROSE (Pricipe Logique Products) von No More erneut aufgetaucht. Velvet Undergroundiges von einer Kieler Band, die mit Stimmen, Gitarren & Synthies umzugehen weiß. (4)
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