Oldies
Das britische Edsel-Label (Vertrieb durch TIS) mausert sich immer heftiger zur ersten Oldies-Adresse. Konkurrenzloser Monatssieger: Captain Beefheart & His Magic Band mit MIRROR MAN (ED 184). Lang ausgespielte Expeditionen in bis dahin nie gehörte Regionen. Der intergalaktische Blues, Rückfahrkarte inbegriffen. Genialer geht’s nicht mehr. Definitiv eine der 20 LPs für die einsame Insel. (6).
Kalifornien, Abteilung Psycho, Acid & süße Melodien: PARADISE BAR AND GRILL (ED 188), das zweite Album von Mad River, bringt ein Bündel des wahren Stoffs, geschrieben vor allem vom großartigen Laurence Hammond (5).
Fast genauso gut: Das Debütalbum von Quicksilver Messenger Service (ED 200). der großen Grateful Dead-Konkurrenz. Vor allem „Gold And Silver“ und „The Fool“ haben Maßstäbe gesetzt (4).
Pure Magie strahlt MORGEN (GMG 75008/Rimpo) aus, einziges Album der Semi-Legende David Morgen. Intelligente Klänge zwischen Blue Cheer und (Throne Syrcus (5).
Auf einer LP hat es PH Factor zu Lebzeiten nicht gebracht. MERRYJUANA (Picadilly 3343/Vertrieb: Taxim, Postfach 101143, Bremen) kompiliert gehaltvolle Westcoast-Rock- & Jug Music-Tracks. Für Fans von Jefferson Airplane und Jim Kweskin gleichermaßen: (4).
Immer Verlaß ist auf Texas! TEXAS PSYCHEDELIA FROM THE 60’s (Eva 12057/Rimpo) bringt 14 Juwelen obskurer Garagen-Herkunft. Wie immer siegen Enthusiasmus und rebellische Haltung über Virtuosität.
Was wäre der Rock ohne köstliche Erscheinungen wie The Iguanas, The Conqueroo oder Mechanical Switch? Knapp: (5).
Klassische Garagenkost kommt von The Kingsmen, Zierde des Northwest-Rocks. THE BEST OF (Rhino RNLP 126/Vertrieb: IMS) enthält natürlich das unsterbliche „Louie, Louie“. dazu herrlich krachende Fassungen von „Money“, „Jolly Green Giant“ u.a. Motto: „That’s Cool, That’s Trash“. Klare (4).
Garagentum läßt sich aber auch übertreiben: WASHINGTON D.C. GARAGE BAND GREATS (Cicadelic 986/Rimpo) von The Mad Hatters/The Apollos bringt höchstens zur Hälfte passable Klänge, ansonsten schwache Covers und/oder tontechnische Zumutungen. (2)
Edsel entdeckt den Country-Rock! An der Spitze stehen natürlich die Flving Burrito Bros, mit THE GILDED PALACE OF SIN (ED 191) und BURRITO DELUXE (ED 194). Wie soll sich ein denkender Mensch der Wirkung solcher Songs wie „Sin City“. „Dark End Of The Street“, „Cody, Cody“ oder „Wild Horses“ entziehen? Er kann es nicht. Gram Parsons, Chris Hillman und die anderen Bros, waren einfach zu gut — und sie hatten eine Vision. Reichlich: (5).
Große Klasse ist auch THROUGH THE MORNING, THROUGH THE NIGHT (ED 195) vom leider nur kurzlebigen Projekt Dillard & Clark. Auch hier massig unverbrauchte Ideen, Spielfreude — und Lennon/ McCartneys „Don’t Let Me Down“ im Country-Gewand. Knapp: (5).
Edsel entdeckt auch den britischen Pub-Rock, jenes Stilsammelsurium, das Anfang der siebziger Jahre immer für Überraschungen gut war! Erste Vertreter waren Brinsley Schwarz (mit dabei: Nick Lowe, Bob Andrews), eine ungemein fähige Band, die am berüchtigten Hype-Problem scheiterte. Aber das ist eine andere Story. SILVER PISTOL (ED 190) ist ihr ‚Countryalbum; gute Songs, perfektes Handwerk, noch immer hörenswert (4).
Nicht aus den Startlöchern gelangt dagegen GOOD ‚N‘ CHEAP (ED 199), das einzige Album von Eggs Over Easy. Auch hier Country-Einflüsse, aber konfus produziert (2).
Abteilung Gemixtes: THE BEST OF BILL DEAL AND THE RHONDELS (Rhino RNLP 70129/IMS) klingt wie Tommy James plus R&B-Bläser. Eine kleine Band. Knapp: (3).
Jerry Riopelle, dessen Geschichte bis in die Fifties zurückreicht, ist mit LIVIN‘ THE LIFE (See For Miles 70/ TIS), einer Mid-Seventies-Kompilation vertreten. Nettes Handwerk, zähflüssige Ideen (3).
Den US-Schmalzoni PJ. Proby konnte ich noch nie leiden. Weshalb er eine Legende sein soll, ist mir schleierhaft. Ich höre auf AT HIS VERY BEST (See 72/IMS) nur mißratene Schmonzetten. Unerträglich! (1)
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