Orange Juice :: Coals To Newcastle

Domino/GoodToGo

Die kompletten Orange Juice: Wie Britpop wurde, was er ist.

Es gibt eine gute und eine fast so gute Nachricht. Die Gute zuerst: Edwyn Collins geht es nach zwei Schlaganfällen wieder besser, wie er mit seinem neuen Album LOSING SLEEP bewiesen hat. Die fast so gute Nachricht: Domino Records hat alles aufgekauft, was Collins‘ bahnbrechende, wundervolle, unsterbliche Band Orange Juice jemals aufgenommen hat. Die gesammelten Schätze erscheinen als Box-Set COALS TO NEWCASTLE: Sechs CDs und eine DVD, ausgestattet wie ein fürstlicher Palast. Da ist alles dabei, selbst dieses obskure Stück, das damals nur auf einer Flexi-Disc drauf war, die diesem seltsamen Fanzine beilag, und auch die Zugabe von der limitierten Kassetten-Auflage aus dem Jahre 1983. Aber immer mit der Ruhe und chronologisch: Nach den ersten hingehuschten Singles für das legendäre Postcard-Label und in Kellern runtergerotzten Live-Aufnahmen folgen schon Perlen wie „Blue Boy“. Das ist roh, sicherlich, unbehauen und ungelenk, aber schon deutlich ist das Songwritertalent von Edwyn Collins zu hören, das schließlich zum grandiosen Debüt YOU CAN’T HIDE YOUR LOVE FOREVER führt, den einzigen größeren Hit „Rip It Up“ nach sich zieht und schließlich in der melancholischen Abschieds-EP TEXAS FEVER mündet. Außerdem dabei: 16 unveröffentlichte Stücke und fast zwei Dutzend, die es bisher nicht auf CD gab, beide BBC-Sessions, ein Interview, Videoclips, bei denen Derek Jarman Regie geführt hat, der Konzertfilm „dAdA with juice“ von 1985 und allerhand mehr. Was sich herauskristallisiert, wenn man erst einmal drei, vier Tage mit diesem Material verbracht hat: Wie geschickt Edwyn Collins und seine Mitstreiter den radikalen Entwurf von Gang Of Four, die Wut des Punk mit der Eleganz des Funk zu verschränken, für ein breiteres Publikum zugänglich machten, indem sie diese unmögliche Ehe noch mit Soul zum flotten Dreier erweiterten. Dass der große Erfolg ausblieb, das war, wenn man jetzt noch mal all diese großartigen Songs hört, zwar ungerecht, aber bereitete wenigstens den Boden für The Smiths und in letzter Konseuquenz auch für den Britpop. Währenddessen gelang Collins erst als Solist sein einziger Welthit „A Girl Like You“. Ausgerechnet mit einem Song, bei dem er so klingen wollte wie Iggy Pop.

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