Orange Juice – Rip It Up

Orange Juice’s mangelndes Gefühl fürs Timing ist mit Naivität aüeine schon nicht mehr zu entschuldigen. Gute Güte, da ist man völlig vernarrt in diesen Ausbund an Uberschwenglichkeit, in ihren frühreifen, funkensprühenden Garagen-Trash-Pop und 548 Tage danach erscheint dann endlich ihr erstes Album, YOU CAN’T HIDE YOUR LOVE FOR-EVER (als hätten sie’s geahnt!), und das zu einem Zeitpunkt, wo nichts verwerflicher ist, als ungenierter Amateurismus. Und jetzt, neun Monate später, RIP IT UP. Verrückte kleine schottische Pop-Darlings! Die Gitarren klingen immer noch ein wenig verstimmt, aber sonst … Orange Juice glattgebürstet! Und dabei versuchen sie mit einer regelrechten Gewaltkur, ihrer Disziplinlosigkeit Herr zu werden, ihre Dissonanzen rauszufiltern, sie versuchen eigentlich viel zu viel in viel zu kurzer Zeit. zwei oberpeinliche Ausrutscher mit Afro-Pop. Edwyn Collins – nie hat er sauberer und melodischer gesungen! – scheint bei seinen soften, liebeskranken, aber immer diskreten Honeymoon-Balladen manchmal etwas zu ernst und zu erwachsen rüberzukommen – wo ist der zornige, pubertäre Querulant von „Simply ThrilledHoney“?lransformation um jeden Preis, oder, wie Collins beim Titelstück singt: , … rip ü up and start again … PRecht hat er, aber Orange Juice hätten sich dafür schon etwas mehr Zeit lassen müssen. RIP IT UP wirkt irgendwie halbfertig – ein guter Vorsatz, eine verpaßte Gelegenheit. 3Ulli Güldner