Orchestral Manoeuvres In The Dark

Die Zeit scheint es im Moment gut zu meinen mit jenen, die Elektronik-Pop, Technik-Boogie oder Metal Beat favorisieren. Man muß nicht mehr auf die neue Kraftwerk-LP warten, um etwas Abwechslung ins Privat-Repertoire zu bringen. Andererseits zeigen sich aber auch bereits Abnutzungserscheinungen im Bereich dieser Musik an, die durch das Minimal-Konzept bedingt sind. Wären in letzter Zeit nicht John Foxx, Human League oder The Flying Lizards aktiv gewesen, dann würde ich das Debutalbum von Orchestral Manoeuvres In The Dark wahrscheinlich nonstop spielen. So aber verwischen sich da Klangeindrücke von der einen oder anderen genannten LP, tauchen wieder auf und lassen sich nur im Detail spezifizieren. Ich will damit nicht sagen, daß dieses englische Elektronik-Duo nur einen Aufguß von bereits Bekanntem bringt, nein, es variiert nur die begrenzte Ausdrucksmöglichkeit dieser Musikform durch eine andere Einfärbung. Dieses Album ist wesentlich weicher, entspannter und zugänglicher als die sehr dichte Human League-Musik und sie ist wohl weniger prägnant als John Foxx‘ Soloarbeit, dafür wiederum nicht so monoton und manieriert wie etwa Suicide. Stücke wie „Electricity“, das die erste Single des Orchestral Manoeuvres war, und das wie „The Messerschmitt Twins“ sofort an Kraftwerks „Radio-Aktivitäts-Phase erinnert, oder „Mysteriality“, das aus Brian Enos „Another Green World“ stammen könnte, bieten jenen, die dieser Musikrichtung etwas skeptisch gegenüberstehen, sicher einen einfacheren Einstieg als andere Platten. Das gilt auch für „Red Frame/White Light“, das aber wiederum direkt in John Foxx-Soloalbum METAMATIC passen würde. Und genau der hat gesagt, Ideengut sollte allen zur Verfügung stehen und von allen benutzt werden. Das ist einerseits eine sehr sympathische Einstellung, andererseits birgt sie natürlich die Gefahr, daß schnell ein Zustand der Austauschbarkeit entsteht. Orchestral Manoeuvres haben, zumindest auf diesem Album, eine persönliche Note, die sich durch den Einsatz von Saxophon, beschwingten Zuspielungen alter Grammophon-Musik auf „Dancing“ und sorgfältigen Gesangsarrangements äußert. Ob sie dem elektronischen Almanach auch weitreichendere Impulse geben können, wird sich wohl erst mit der nächsten LP zeigen. Optisch haben sie es mit einem fantastischen Cover bereits geschafft.