Oxbow

Thin Black Duke

Hydra Head/Indigo (VÖ: 05.05.)

Der Avantgarde-Rock der langgedienten Band aus San Francisco ist so viril und irritierend wie immer.

Das Nackenjoch ist Teil des Geschirrs, mit dem Zugtiere, vor allem Ochsen, vor ein Gefährt gespannt werden. Die Band, die sich nach solch einem Nackenjoch Oxbow nennt, spielt seit bald drei Jahrzehnten an gegen alle Regeln, Einschränkungen und scheinbaren Gewissheiten, die ihnen die klassische Rockbesetzung mit Gitarre, Bass, Schlagzeug und Gesang eigentlich auferlegen sollte. Auch ihr siebtes Album THIN BLACK DUKE bedient sich in Free Jazz, Noise, Blues, Neuer Musik und auch im Rock, aber will sich, das vor allem, nicht festlegen lassen.

Exemplarisch das über sechs Minuten lange, monolithische „Letter Of Note“, das mäandert und abbricht und sich wieder aufbaut, sich wandelt und verändert und doch immer vor allem gewaltig bleibt. So bösartig und viril dieser Sound ist, so warm und menschenfreundlich ist er auch. Vor allem aber demonstriert er, was die Musik des Quartetts aus San Francisco vor allem ausmacht: die vibrierende Diskrepanz zwischen dem organischen, scheinbar in Jam-Sessions entstandenen Stücken und der systematischen, konzeptionellen Herangehensweise. Denn inspiriert ist THIN BLACK DUKE, so die Band, von den „Goldberg-Variationen“ und anderen klassischen Stücken, in denen einzelne Ideen, kleine Phrasen immer wieder aufgegriffen, variiert und weiterentwickelt werden. Tatsächlich kann man die konzeptionelle Strenge immer wieder hören, aber man kann sich eben auch – und das macht die Größe von Oxbow aus – einfach nur sinken lassen in diesen so irritierenden wie seligmachenden Bruch mit Konventionen.

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