Paul McCartney – Chaos And Creation In The Backyard
Zuletzt machte Sir Paul McCartney eher private Schlagzeilen. Jetzt konzentriert er sich wieder auf die Musik.Chaos And Creation In The Backyard ist ein ambitioniertes Spätwerk, mit dem sich der reichste Musiker der Welt betont ehrgeizig gibt. Angefangen bei der Verpflichtung von Produzent Nigel Godrich (Radiohead. Beck. Travis) über die Entscheidung, sämtliche Instrumente (inklusive Flugelhorn und Schlagzeug) im Alleingang einzuspielen, bis hin zum lupenreinen Singer/Songwriter-Ansatz, mit dem er Jungspunden wie John Mayor, James Blunt und Co. ernsthafte Konkurrenz macht. Denn Paul McCartney tut hier das, was ihm auf früheren Soloalben oft abging: Er liefert keine kitschigen Abhandlungen über schottischen Käse, Friedenspfeifen und quakende Frösche, sondern gibt sich so persönlich, intim und privat, daß man sich verwundert die Ohren reiben muß. Die 13 Songs handeln von ihm, seiner verstorbenen Linda, seiner neuen Liebe Heather Mills und seinem Töchterchen Beatrice. Alles mit grüblerischen Gedanken und großen Gefühlen, die er in keinem Interview äußern würde. Und mit einem Sound, der so spartanisch, schrullig und verspielt anmutet, das er fast schon als Lo-Fi durchgeht. Was ihn dazu bewegt, erklärt er im Opener „Fine Line“: Es ist Zeit, Stellung zu beziehen und etwas Monumentales abzuliefern. Klarer Fall von Torschlußpanik. Songs wie „How Kind Of You“, „Promise To You Girl“ und „This Never Happened Before , die sich als Hommage an seine Frauen verstehen, lassen keinen anderen Schluß zu.
Ebensowenig wie „Friends To Go“, das sich mit verstorbenen Weggefährten auseinandersetzt. Da blickt McCartney zurück wie jemand, dem nicht mehr viel Zeit bleibt. Und das so ungeschminkt und ehrlich, daß der Hörer zum Komplizen wird. Wobei er aber immerwieder in alte, pflegeleichte Bahnen verfällt. Etwa beim folkigen „Jenny Wren“ und der Upper-Class-Parodie „English Tea“. Da ist er ganz der Alte, wenn auch nur für knapp drei Minuten. Ansonsten zeigt Chaos And Creation In The Backyard einen ganz anderen Ex-Beatle. Und zwar einen verdammt spannenden, der im finalen „Anyway“ sogar sieben Minuten lang Noise rockt. VÜ: 12.9.
www.paulmccartney.com
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