Paul Weller – Illumination

Reif fürs Altenteil fühlt sich Paul Weller noch lange nicht. Damit das auch jeder merkt, hat unser aller Weller mit „Going Places“ eine Ode an die immerwährende Entdeckerlust an den Beginn seines sechsten Soloalbums gestellt. Komisch aber, dass „A Bullet For Everyone“, der nachfolgende Bluesrocker, dann doch überraschend konservativ daherkommt. Da drängt sich mehr der Verdacht auf, hier wolle jemand seinen Songkatalog aus den neunziger Jahren nachspielen. Doch das bleibt lediglich eine Momentaufnahme. „It’s Written In The Stars‘ etwa ist eine Nummer, die das Mod-Idol sich vor kurzem noch nicht getraut hätte. Bläser-Loop und Rhythmus erinnern an die Tage mit The Style Council – selbst für beinharte Fans eigentlich eine wellersche Tabuzone. „Stars“ ist nicht die einzige Nummer auf diesem Album, an der sich Simon Dine von Noonday Underground verdingt hat. In „Now The Night Is Here“ harmonieren Dines Ideen für Streicher und Piano hervorragend mit Paul Wellers Akustikgitarre und stimmlichem Engagement, das nach wie vor vorbildlich ist (das Geplärre von Kelly „Stereophonie“ Jones in „Call Me No. 5“ ist dagegen eher enervierend). Unbedingt sei auch auf den erhöhten Soul-Anteil des Albums hingewiesen, der sich vor allem dann bemerkbar macht, wenn die Damen Carleen Anderson und Jocelyn Brown den Meister – wie etwa in „Standing Out In The Universe“ – in seiner Hybris anstacheln. Da ist er dann wieder, der ewige Draufgänger, der die ganze Welt und das All gleich mit erobern will. Solche Ziele sind natürlich selbst für einen wie Paul Weller zu hoch gegriffen. Aber die Rolle der unvergänglichen Stimme britischer Popmusik spielt der adrette Kerl zunehmend souveräner.

www.paulweller.com