Pere Ubu

20 Years In A Montana Missile Silo

Cherry Red/Rough Trade

Die archetypische Art-Punk-Band mit mittlerweile drei Gitarristen und einer Sammlung von fiesen, kleinen Punk-Songs.

Mittlerweile gehört die Selbst­historisierung zum guten Ton auch bei Bands, für die das Morgen immer wichtiger als das Gestern gewesen ist. Seit gut zwei Jahren veröffentlichen Pere Ubu (in nicht ganz chronologischer Reihenfolge) Vinyl-Boxen mit ihren alten Platten.

Die dritte und jüngste Box, DRIVE HE SAID 1994–2002, hat wieder einmal vor Augen geführt, dass die behandelte Phase eben nicht zu den fruchtbarsten der Avant-Rock-Band aus Cleveland, Ohio gehörte, bevor sie für den Rest der Nullerjahre wieder ihre angestammte Position in der ersten Reihe der Art-Punk-Rock-Avantgarde einnahm.

In der aktuellen Besetzung der Band spielen mit Kristof Hahn (Swans) – neben Keith Moliné und Gary Siperko – mittlerweile drei Gitarristen. Das hat natürlich Auswirkungen auf das 16. Album von Pere Ubu. Sänger David Thomas sagt, es klänge wie eine Mischung aus James Gang, der anderen legendären Band aus Cleveland, und Tangerine Dream.

Wir hingegen werden durch die gitarrenlastigeren Songs auf 20 YEARS IN A MONTANA MISSILE SILO eher an Sänger Thomas’ Proto-Punk- und Proto-Ubu-Band Rocket From The Tombs erinnert. Es sind fiese, kleine Punk-Songs, die immer wieder mit avantgardistischen, atonalen, elektronischen Einlagen („Plan From Frag 9“) aufgeladen werden.

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Thomas setzt dramaturgische Kontrapunkte mit dem Zeitlupen-Ambient-Pop „Cold Sweat“ und indem er etwa den Avant-Blues „The Healer“ einschiebt – nicht nur hier klingt der 64-Jährige nach Captain Beefheart, so als hätte er sich die ewigen Vergleiche mit ihm auf seinen alten Tage doch noch ironisierend zu Herzen genommen.