Pere Ubu – Pennsylvania
David Thomas haßt die Neuzeit – die Welt der Lügen, der Schnellebigkeit und maßlosen Gier. Das äußerte sich früher in musikalischer Kakophonie, jetzt in gezielter Verweigerung. Zum Beispiel gegenüber dem gängigen CD-Format: PENNSYLVANIA enthält 15 Songs, die sich nicht digital programmieren lassen, sondern die – nach Vinyl-Vorbild lediglich in Seite 1 und 2 aufgeteilt sind. Eine Trotzreaktion auf die zunehmende Kommerzialisierung der Musik. Und die war im Falle der Untergrund-Pioniere schon immer extrem unzugänglich. Schließlich legt Thomas weit weniger Wert auf die Charts, als auf reichhaltiges Essen. Sein neuestes Epos widmet er denn auch einem Fastfood-Restaurant an der Route 322 in Pennsylvania. Kurzum: Auch 20 Jahre nach Erscheinen ihres Klassikers THE MODERN DANCE sind und bleiben Pere Ubu, was sie schon immer waren – ein hoffnungsloser Haufen von Individualisten, der Dissonanz zum tragenden Stilmittel erhebt. Dabei resultiert die Subversivität aus metallischen Riffs, verqueren Effekten, treibender Rhythmik und Thomas‘ Sprechgesang. Der Chef selbst agiert heute eher als allwissender Zyniker, denn als wütende Furie. Seine Geschichten sind bitter, traurig, depressiv. Die gesellschaftlichen Fallstudien eines frustrierten Mittvierzigers- vom Leben enttäuscht, vom Glück verlassen, von seinen Fans abgöttisch verehrt. David Thomas ist das US-Pendant zu Mark E. Smith. Denn wie The Fall veröffentlichen auch Pere Ubu genau so viele gute wie schlechte Alben. PENNSYLVANIA tendiert eher zum Letzteren.
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