Pere Ubu

The Long Goodbye

Cherry Red/Rough Trade (VÖ: 12.7.)

Nach 44 Jahren ist Schluss: das letzte Album der großen Art-Punk-Band.

Pere Ubu haben über vier Jahrzehnte lang allen Versuchen einer Vereinnahme durch die jeweils gültigen Hipness-Standards widerstanden. Punk? Postpunk? New Wave? Avantgarde? David Thomas, Gründungs- und einzig konstantes Mitglied der Band bezeichnet seine Musik als „Rock“, wahrscheinlich im festen Wissen, dass das nicht stimmt. Wir Journalisten bemühen eher hilflos den Begriff Art-Punk, weil wir keinen besseren finden und weil wir das eigentlich Selbstverständliche, dass Musik auch „Art“ sein sollte, besonders hervorheben wollen, weil es so selbstverständlich ja schon lange nicht mehr zu sein scheint.

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Doch damit ist jetzt Schluss. THE LONG GOODBYE, das 20. (je nach Zählweise) Studioalbum von Pere Ubu, soll nach dem Willen von David Thomas das letzte sein. Es ist benannt nach einem Roman von Raymond Chandler, den der Autor selbst für seinen besten hielt. Er erschien 1953, dem Geburtsjahr von David Thomas. Der erste Song heißt, „What I Heard On The Pop Radio“, Thomas erzählt dazu, er habe monatelang Pop-Radio gehört, und dieses letzte Ubu-Album sei seine Version von Popmusik, wie sie klingen sollte. Quasi die Re-Interpretation von Pop durch den Geist von David Thomas. Manche Melodien entsprechen in ihrer Niedlichkeit tatsächlich vage der Idee eines „modernen“ Popsongs, würden sie nicht von Pere Ubu einem permanenten Dekonstruktionsprozess unterzogen: dem Spiel mit Strukturen, Brüchen, den „falschen“ Instrumenten am richtigen Ort, windschiefen Sounds, dem Kippen ins Atonale.

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Der Synthesizer, der von Anfang an eine große Rolle im Klangbild von Pere Ubu gespielt hat, ist hier omnipräsent, „Flicking Cigarettes At The Sun“ und „Fortunate Son“ klingen wie mutierte Techno-Tracks, die sich auf ein Pere-Ubu-Album geschmuggelt haben. Man kann ein Tränchen vergießen, weil danach Schluss sein soll mit dieser Band, man darf sich aber auch freuen, weil THE LONG GOODBYE nach 44 Jahren und 20 Alben tatsächlich die Essenz von Pere Ubu liefert: das ewige Draußensein, weil Drinsein einfach nicht drin ist. Die Bonus-CD MONTREUIL enthält eine Live-Aufnahme des Albums vom Dezember 2018.

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Pere Ubus „THE LONG GOODBYE“ im Stream:

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