Pete Townshend – All the Best Cowboys have Chinese Eyes

Mein journalistischer Kollege (siehe ME 6/82) und neben Ray Davies liebster Songautor mit seiner dritten (nicht zweiten, liebe WEA) Solo-LP nach WHO CAME FIRST und EMPTY GLASS, wobei man auch nochmals Townshend’s denkwürdiges Album mit Ronnie Lane erwähnen sollte: ROUGH MIX.

Und dann wären da noch die zwölf Who-Alben … von denen das letzte nicht überzeugen konnte und hier im Song »Face Dances Part Two“ nochmals angesprochen wird. Die schon anläßlich der etwa zur gleichen Zeit erschienenen LPs EMPTY GLASS und FACE DANCES geäußerte Vermutung, Townshend halte seine besseren Kompositionen für Soli zurück und gebe den Who (damit?) den Rest, dürfte durch COWBOYS neue Nahrung erhalten: Alle elf Songs liegen zwischen sehr gut und vorzüglich. Gute Texte, vielleicht vom etwas bemühten «Stop Harting People“ abgesehen, finden hier ihre ungemein passende, sehr subtil und zugleich überaus lässig wirkende musikalische Verpackung.

Townshend weiß, wo und wann er seine Gitarre einsetzt, knapp und präzise ein Solo wirken läßt; besonders deutlich in „The Sea Refuses No River“, das auch ein Mundharmonika-Intro und – wie einige andere Songs – Glockenspiel o. ä. enthält. Mit eigentlich geringen, aber gezielt wirkenden Mitteln größtmöglicher Effekt. Etwa so, wie Townshend seit zehn Jahren den Synthi einsetzt: rationell und ohne Zerfaserung.

So weit die Vorab-Cassette es erkennen ließ, enthält COWBOYS wenig Synthi, und wenn, auf Seite zwei, wo in „Uniforms“ ein weiteres Beispiel für Ökonomie auftaucht, und zwar in den Keyboards. Und da Townshend seine mäßige Stimme offenbar einzuschätzen weiß, überstrapaziert er sie nicht – der Wunsch, Roger Daltrey möge einmal die COWBOY-Songs versuchen, verliert (auch angesichts Daltreys Nachlassen!) an Bedeutung.

Mit Andy Newman hat ein alter Townshend-Kumpel aus Thunderclap Newman-Tagen am Album mitgewirkt (remember „Something In The Air“?). Richtungsweisend für künftige Projekte? COWBOYS zeigt jedenfalls, wie man als Rockmusiker älter werden kann, ohne alt zu wirken. Insofern ist Townshend Mick Jagger fünf Jahre voraus …