Phil Spector – Back To Mono 1958—-1969
Rock-Rebell oder cleverer Geschäftsmann? Mit seiner Trash-Ästhetik verwandelte Phil Spedor als Produzent unzählige Songs in bombastischen Kitsch — und in großes Geld. Nachdem er in die Rock ’n‘ Roll Hall Of Fame aufgenommen worden war, erdreisteten sich einige Kritiker, am Mythos des Pop-Genius zu kratzen und damit den Maestro des Hollraum-Overkills frech in Frage zu stellen. Was freilich nichts daran ändert, daß es Phil Spector mit seiner Wall Of Sound zum ersten Super-Producer überhaupt brachte.
Zu seinen Bewunderern zählte unter anderem Beach Boys-Boß Brian Wilson, der den Ronettes-Hit „Be My Baby“ als „die größte Pop-Single aller Zeiten“ pries. Paul McCartney dagegen hätte Phil Spector am liebsten vor den Kadi gezerrt — wegen der „Streichersoße“ auf „The Long And Winding Rood“. Spectors letzte Großtat am Mischpult waren fünf Aufnahmen, die er für RIVER DEEP – MOUNTAIN HIGH von Ike & Tina Turner produzierte. Als seine letzte größere Verfehlung wird dagegen gemeinhin der drille und endgültige Remix von „Let It Be“ angesehen. Eine Session, bei der sich Spedor Aussagen von Tontechniker Brian Gibson zufolge „total paranoid“ aufführte — mit Bodyguard vor der Studio-Tür.
Ob nun zeilweise ein wenig seltsam oder nicht: Spector erwies sich stets als Meister der Manipulation, und zwar als Produzent wie auch als Geschäftsmann. Noch heute wird geflissentlich übergangen, was man im Billboard-„Book of Number One Hits“ nachlesen kann:
daß nämlich die Crystals zwei ihrer größten Hits („He’s A Rebel“ und „He’s Sure The Boy I Love“) nicht selber sangen. Das nahmen ihnen die Blossoms ab, ein Trio von Background-Sängerinnen, bestehend aus Darlene Love, Fanita James und Gracia Nitzsche.
Die vorliegende Retrospektive ous vier CDs beinhaltet neben 60 Spedor-Produktionen auch das komplette Album A CHRISTMAS GIFT FOR YOU aus dem Jahr 1963. Unsinnigerweise präsentiert sie aber auch ursprünglich beeindruckende Stereo-Mixes stur in Mono (was beim Titel der Box wohl nicht zu umgehen war).
Bleibt festzuhalten: Der Midas des frühen Teen-Pop hat so manch geniale Idee verwirklicht (was unter anderem aus einem Booklet mit imponierenden 96 Seiten hervorgeht). Auf der anderen Seile leistete er sich aber auch Geschmacklosigkeiten wie „Soldier Baby Of Mine“. Verrückterweise paßte das auch noch alles zusammen.
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