Philip Boa & The Voodooclub – God
Philip Boa setzt den Schlußstrich unter seine immer schwieriger gewordenen Versuche, die beiden Extrem-Pole seiner Persönlichkeit auf einer einzigen Platte zu vereinen. Die logische Konsequenz: Er bringt zwei grundverschiedene Alben gleichzeitig heraus. Die eher gute Dr. Jeckyll-Seite seiner gespaltenen Psyche bekommt mit GOD ein angemessenes Experimentier-Labor für die Aufarbeitung dessen, was Boa im Laufe des letzten Jahres an Einflüssen in sich aufgenommen hat und demzufolge auch den Weg in seine Klangbibliothek fand. Der Böse Boa dagegen, der auf früheren Platten für diverse Störfrequenzen im emotionalen Unterbauch filigraner Pop-Perlen sorgte, mocht sich unter dem Namen Voodoocult selbständig. Hier darf Boas Mr. Hyde ein gemein gutes Metal-Massaker anrichten. So hart, so stimmig, daß er damit sogar vor dem Jüngsten Gericht der Metal-Justiz straffrei ausgehen dürfte. JESUS KILLING MACHINE, von Slayer-Drummer Dave Lombardo meisterhaft zusammengehalten, erlaubt Boa jenes Gesangs- und Gitarren-Blutbad, dos er sich zum Schutz seiner verquerbrillanten Pop-Perlen bislang immer verkneifen mußte. Mit Musikern von Kreator, Death und Cro-Mags eingespielt und von Doom-König Waldemar Sorychta produziert, ist JESUS KILLING MACHINE ein schnurgerades Metal-Album der Weltklasse, das im Plattenschrank sogar zwischen Metallica und Sepuitura noch eine gute Figur macht, GOD dagegen zeigt den Designer-Pop des Dortmunders auf der Höhe der Zeit: zehn komplexe musikalische Vexierbilder, 42 Minuten komplizierte Pop-Musik mit wagnerischem Tiefgang.
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