Phillip Boa – Lord Garbage :: Luftig

Daß eines Tages doch noch ein gewisses Selbstverständnis ins Werk von Phillip Boa einzieht, erleben wir nimmermehr. Seit er musiziert, konstruiert er vielmehr – manische, berechnende Kopfmusik, die ihren Weg in den Bauch sucht und diesen, zugegeben, auch überraschend häufig findet. Zuletzt löste der böse Boa im Zuge einer entsprechend sentimentalen Tour seine langjährige Begleitcombo Voodooclub auf. Bis auf Lebensabschnittsgefährtin Pia mit ihrem dünnen Stimmchen waren im Club Personalwechsel aber schon zuvor an der Tagesordnung gewesen. Nur ein Schmierentheater also? Nein, tatsächlich fiel vom Pop-Ungetüm eine Last ab: LORD GARBAGE klingt durchweg leicht, für Boa fast ein bißchen unschuldig. Fleißig konstruiert, arrangiert und geklotzt (Produzent Gareth Jones) wird freilich weiterhin. Aber vor allem die fast schon auf altmodische Art und Weise herausgeputzten, allesamt fest im Sattel sitzenden Refrains führt Komponist Boa meist mit sicherer Hand ins Happy End. Oft greift Arrangeur Boa auch mit neuer Gastmusikerschar auf den eigenen Fundus zurück – Oboensamples, orientalische Intros und „Voodoodrums“ sind fast schon in Vergessenheit geratene Boa-Standards. Selbst die obligatorischen Experimente – die reizend doofe Maschinenklopfe „Lord Garbage“ und das dahingehauchte „Bliss Disco“- sind geglückt. Nach bei Boa unvermeidlicher Detailkunde bleiben schließlich nur die schmissigen Melodien einer handvoll schmissiger Popsongs im Ohr – oder im Bauch, je nach Sichtweise. Fast wie früher. Mit einer solchen Trefferquote hat beim Eighties-Relikt Boa kaum noch einer gerechnet. Selbstverständlich nicht.