Pil – Album

Dies ist also der Mann, der vor gar nicht langer Zeit verkündete, daß Rockmusik so ziemlich das Letzte sei, was er anfassen würde. John Lydon, legendärer Sex Pistols-Sänger, Exzentriker und PIL-Gründer, ist auf seiner neuen LP bei einer Musik angelangt, die von Heavy Rock zumindest kräftig beeinflußt wurde. Schwere, heulende Gitarren mit fiesen, wühlenden Frequenzen prägen den heutigen Sound. Geblieben ist das unbarmherzig marschierende Schlagzeug als Basis für Lydons Tiraden.

Und Lydon bleibt cool in diesem Inferno: mit einer Stimme, die im Lauf der Zeit reifer geworden ist und auf der ausgekoppelten Single „Rise“ etwa richtig schön klingt, beschimpft er weiterhin (ungenannte) Figuren aus seinem Umfeld und ist als arroganter Straßenmensch überzeugend wie eh und je.

Produzent Bill Laswell, sonst eher im Funk- und Disco-Bereich tätig, hat auf ALBUM keine eindeutigen Spuren hinterlassen, obwohl er bei vier Songs gar als Co-Autor aufgeführt ist. Seinen berüchtigten Jazz-Funk-Baß hat er jedenfalls im Schrank gelassen und sich statt dessen ganz der Ausarbeitung von Lydons Ideen gewidmet, was Lydon wiederum dazu verleitet haben mag, seine gewohnten Schnellschuß-Werke diesmal etwas sorgfältiger und abwechslungsreicher zu intonieren als auf dem Vorgänger THIS IS WHAT…

Diese Platte ist weder der große Ausverkauf noch der Soundtrack eines Eigenbrötlers. Lydon und Laswell steuern durch eine Welt aus Originalität und Klischees, ohne zu lange auf einer Stelle zu treten. Feine Platte.