PJ Harvey :: Is This Desire?

Sehnsüchtig

Ach Polly Jean, ist das dein Ernst? Jetzt hänge ich schon seit Jahren in ehrfurchtsvoller Verzückung an deinen Lippen respektive vor der Stereoanlage, freue mich auf dein neues Album wie auf Weihnachten, und jetzt stehe ich da wie bestellt und nicht abgeholt und sinniere, was Du uns mit diesem Elaborat wohl sagen wolltest. TripHop scheinst du zu mögen, sonst hättest du ja nicht mit Tricky eine Single aufgenommen, die auch ganz famos geworden ist. Aber mußtest du deswegen gleich dein neues Album damit zukleistern? Mit knarzenden Tiefbässen, sterilen Drumloops und Samples, von denen es wiederum zu wenig gibt, um einen wirklich dichten Soundteppich auszurollen? Dabei fängt alles ganz vielversprechend an, „Angeline“ und „The Sky Lit Up“ sind gute alte „Dry“-Tradition, viel Gitarre, viel Stimmung, viel Stimme. Auch „The Wind“ ist gelungen, da der Song hypnotisch und dank übereinandergeschichteter Vocaltracks auch schön spacig daherkommt. Aber dann kippt IS THIS DESIRE? langsam aber sicher um. „Catherine“ und „Electric Light“ sind schlicht und ergreifend langweilig, vor allem, wenn man mit einer Stimme deines Kalibers gesegnet ist. Von der Intensität, den Dämonen auf Deiner Schulter und all dem süßen Wahnsinn von Lust und Leid hast du dich ein sattes Stück weit entfernt. Trotzdem blitzt dein alter Kampfgeist noch durch („No Girl No Sweet“), da krachen die Gitarren und du singst dir die Seele aus dem Leib, aber warum so selten? Ist das dein Wunsch? Oder hab ich was verpaßt?