Placebo

MTV Unplugged

Vertigo/Universal VÖ: 27.11.2015

Die Zeiten der Teenage Angst sind längst vorbei. Zur Feier ihres 20-jähri­gen Bestehens wollen die Alternative- Rocker etwas Neues wagen oder, wie sie es nennen: „die experimentelle Seite“ ihrer Musik „erforschen“.

Zum 20. Geburtstag von Placebo nahmen Brian Molko und Stefan Olsdal die Einladung zu einer „MTV Unplugged“-Session an. Ein Schelm, wer nun an einsetzende Altersmilde denkt. Klar, die für die Band typischen wütenden Gitarrenausbrüche sucht man hier vergebens. Aber gerade solch ein heruntergebrochenes Set stellte für die beiden Londoner eine Herausforderung dar. Gleich mit dem Opener wollen sie ihren Mut beweisen.

Beim Sinéad-O’Connor-Cover „Jackie“ wirkt Molkos nöliger Gesang präsent und klar. Vergleicht man die neue Version mit der auf dem Covers-Album von 2003, ist die stimmliche Reifung deutlich erkennbar. Trotz der fehlenden Konstante am Schlagzeug (nach Steve Hewitt ist mittlerweile auch Steve Forrest nicht mehr Teil des Trios, jetzt wird mit Matt Lunn aufgetreten) wirken Placebo dicht und geerdet. Tatsächlich gibt sich Molko während der 17 Songs umfassenden Retrospektive ungewöhnlich gesprächig. Zum Beispiel blickt er wortreich auf die Zeit zurück, als er zusammen mit Olsdal, im Alter von 19 Jahren, ein so verzweifeltes, direktes Lied wie „36 Degrees“ zustande brachte. Die Zeile „I’ve always been an introvert“ erscheint bei so stark dargestellter Selbstzufriedenheit aber unpassend.

Die zwei übrig gebliebenen Gründungsmitglieder öffnen sich für die Show sogar so weit, dass sie erst Majke Voss Romme, alias Broken Twin („Every You Every Me“), und dann Joan As Police Woman („Protect Me From What I Want“) zum Duett auf die Bühne bitten. Die weiblichen Stimmen bringen ein angenehm warmes Gegengewicht. Dennoch bleiben die Geburtstagskinder echte Überraschungsmomente schuldig. Songs wie „Song To Say Goodbye“ oder auch der erstmalig live gespielte „Bosco“ präsentieren sich schon im Original entschleunigt – den großen Unterschied gibt es nicht. Selbst das eigens für diesen Anlass engagierte Orchester bleibt im Hintergrund.

Was jedoch hervorsticht, ist Molkos gute Laune. Vielleicht liegt es daran, dass er die immer gleiche Tour-Setlist satt hatte und dankbar für Abwechslung war. Für dieses Event scheint er sich jedenfalls noch einmal richtig in jedes der Stücke hineinzulegen – oder, um es mit dem Titel von Placebos Single-Kollektion von 2004 zu sagen: Once more with feeling.