Poliça

Give You The Ghost

Memphis Industries/Indigo VÖ: 11.05.

Dream Pop, der ganz schön Hypnagogic ist und alle Hauntology-Vorgaben erfüllt

Welches Schubladerl hätten’s denn gern? Dream Pop? Hauntology? Oder doch lieber Hypnagogic Pop? Suchen Sie sich was aus, Poliça fühlen sich in jeder Spielart des Genres zu Hause. Sie spielen Dream Pop mit etwas kräftigeren Gitarren. Hauntology mit nicht ganz so viel Paranoia. Womöglich auch Hypnagogic Pop, der vergleichsweise aufgeweckt ist. Oder so. Auf jeden Fall hat die Band aus Minneapolis schon vor ihrem Debüt mit dem hoffentlich ironisch zu verstehenden Titel Give You The Ghost einen ziemlichen Aufstand verur­sacht. Befeuert von lobenden Erwähnungen von Jay-Z und Bon Iver drehte auch die Blogosphäre durch. Aber wie das dann meist so ist mit vorgezogenen Hypes: Die überbordenden Erwartungen bleiben unerfüllbar. Ohne die ungerechte Fallhöhe wäre Poliça ein erschreckend zeitgemäßes, aber zum Teil auch berückend schönes Album gelungen. Produzent Ryan Olson spielt gekonnt mit den Grundlagen, die Portishead einst legten, erweitert sie mit Weird-Folk-Erkenntnissen, versetzt das mit aktuellen Dance-Beats, stellt die Stimmungslage auf Melancholie und poliert das Ganze zu einem unerhört geschmackvollen, seiden­matten Glanz, über dem die seltsam aseptische, gern mit Auto-Tune behandelte Stim­me von Channy Leaneagh zu funkeln beginnt. Scheiß auf die Schubladen, Give You The Ghost ist eine ziemlich großartige Platte. Key Tracks: „Violent Games“, „Dark Star“