Prefab Sprout
Steve McQueen
Funkelnder Meister-Pop: Unrockig, elegant und zeitlos. Ein Album, das bis heute Maßstäbe setzt.
Das beste Album der 80er-Jahre? Theoretisch ja, aber was kümmern Prefab Sprout die 80er? Es gibt diesen Rockpalast-Auftritt von 1985. Da sieht man die Band überwiegend die damals nagelneuen Songs dieser, ihrer besten Platte spielen. Rückblickend erstaunt zum einen, wie unmondän die Gruppe in ihren Jeansjacken, weißen T-Shirts und Studenten-Frisuren aussieht, vom Publikum mal ganz abgesehen. Eigentlich, so denkt man, müsste es doch fortlaufend Sternenstaub vom Bühnenhimmel auf alle herniederregnen. Noch unglaublicher erscheint jedoch die Tatsache, dass 5ongschreiber und Sänger Paddy McAloon, damals 28, heute ein nahezu blinder 50-Jähriger mit grauem Rocker-Bart sein soll. 22 Jahre ist also her, dass Steve McQueen erschien. Ein Jahr vor The Queen Is Dead und zwei Jahre vor 16 Lovers Lane von den Go-Betweens, zwei Platten, mit denen sie das Album theoretisch um die 80er-Indie-Pop-Krone balgen könnte. Aber letztlich ist Steve McQueen einfach noch einige Ligen unweltlicher. Auf die Platte trifft zu, was mal jemand über Mario Bavas Film „La maschera del demonio“ schrieb: Der Film, so hieß es in einem Artikel, sehe nicht aus, als sei er jemals mit leibhaftigen Schauspielern in irgendwelchen real existierenden Studios gedreht worden, man habe vielmehr den Eindruck, als sei er immer schon da gewesen. Genauso klingt Steve McQueen: beinah luftabschnürend makellos – in Klang und Komposition, und absolut nicht wie von Menschenhand geschaffen. Und dennoch-ähnlich wie Pet Sounds auch genau nach ihrem Entstehungsjahr. Im Rückspiegel hört sich die Platte fast wie ein idealisierter Traum der 80er-Jahre an: Die Synthesizer fluffen so dermaßen bauschig, dass es sie eigentlich auch als Badelotion geben müsste. Wendy Smith singt Background Vocals wie eine körperlose Fee in goldenen Leggings, und die Gitarren funken dezent und unverzerrt. Derweil griffen die Melodien nach den Sternen, die Gershwin, Porter, Bacharach, Webb, Wilson und McCartney Vorjahren ans große PopFirmament geklebt hatten; inzwischen leuchten McAloons Lieder selbst dort oben. Wie immer bei großen Alben, kam bei Steve McQueen etwas zusammen: namentlich Paddy McAloon, Wundersongschreiber, und der Soundfuchs Thomas Dolby, der auf dem Höchstand derzeit produzierte. In den 60ern hätte es hier Geigen noch und nöcher gesetzt, da man sich aber 1984 im Studio befand, ist eben alles voll mit diesen Fluff-Synthies. Das Erstaunliche: Auch 2007 klingen diese äußerst zeittypischen Klangquellen großartig. Dolby hat dem Master zusätzlich noch einiges an Dynamik verpasst, so dass einem die Ohren blühen. Als Bonus gibt es acht Songs der Platte in Akustik-Versionen, die McAloon im vergangenen Jahr aufnahm. Um das Booklet zu zitieren: „Guess what? The 80s production masterpiece minus the production is still a masterptece.“ Tja, die Songs. Wenn Paddy McAloon doch nur mal wieder ein paar neue schreiben würde…